GÜNTHER PRINZ IST AM REGENER PICHELSTEINERFEST FÜR 1.700 LITER EINTOPF ZUSTÄNDIG
NAME: Günther Prinz
GEBURTSJAHR: 1962
WOHNORT: Kirchberg im Wald
LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN: March (bei Regen)
GELERNTER BERUF: Koch
MEINE BERUFUNG: Koch
…ÜBE ICH AUS SEIT: 1977 – da habe ich die Lehre begonnen.
MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER: Peter Stolzenberger, Küchenchef in meinem damaligen Ausbildungsbetrieb, dem Hotel Wastlsäge in Bischofsmais.
MEINE LEIBSPEISE ALS KIND: Schnitzel, Gickerl
MEINE AKTUELLE LEIBSPEISE: immer noch Schnitzel und Gickerl – und natürlich Pichelsteiner.
LIEBLINGSGETRÄNK: Wasser mit einem Schuss Zitrone, Cola light
DA KAUFE ICH EIN / DA GEHE ICH ESSEN: Zum Einkaufen gehe ich gerne in den Einkaufspark Regen, weil meine Frau im dortigen Café bedient. Zum Essen gehen ist selten Zeit, aber wenn, dann esse ich gerne im Gasthaus „Zum Alten Wirt“ in Habischried.
DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN: Italienische Gerichte, bevorzugt Pasta, und Pfannengerichte.
MEIN KÜCHENTIPP: Die Dinge so natürlich und unverfälscht wie möglich belassen. Wenn man eine Weißweinsoße kredenzt, sollte der Gast sich darauf verlassen können, dass auch eine echte Weißweinsoße auf den Teller kommt – ohne irgendwelche Sperenzchen.
Nicht jeder Mensch würde auf die Frage nach seiner Berufung die gleiche Antwort wie auf die Frage nach seinem Beruf geben. Günther Prinz sagt beide Male „Koch“, ohne zu überlegen. Die Freude leuchtet ihm aus den Augen – und das noch nach über 45 Jahren beruflichen Alltags, der nicht nur von Genuss, sondern auch von harter Arbeit geprägt ist. Seit 2004 leitet Günther Prinz die Küche des Zwieseler Altenheims. Seit 2002 ist er als Festkoch für den namengebenden Eintopf des legendären Pichelsteinerfests in Regen zuständig.
Im Sommer 2024 wird das Pichelsteinerfest zum 150. Mal gefeiert und ist damit weitum das älteste Volksfest. Nicht nur für die Regener ist das Fest eine Attraktion. Dass dort das Pichelsteiner-Gericht gekocht wird, zieht Gäste von überall her und obendrein zahlreiche Medienschaffende an. Für Günther Prinz ist es keine Seltenheit, dass er Erläuterungen zum Kochen in ein Mikrofon spricht, während er mit beiden Händen den Kochlöffel, groß wie ein Ruder, durch den 400-Liter-Topf zieht. Der Moment, in dem der Deckel gehoben wird, ist bei Reportern besonders beliebt: „Ich warne sie dann immer vor dem gewaltigen Dampf“, erzählt Günther Prinz mit einem Schmunzeln. Mittlerweile weist er den Fernsehteams den Platz in der Küche zu, von dem aus man das beste Bild bekommt, ohne dass die Kameralinse durch den Pichelsteiner-Dunst beschlägt.
Der Jüngste in der Küche
Günther Prinz, 1962 in Kirchberg im Wald als siebtes von neun Geschwistern geboren, wollte immer Koch werden: „Schon als kleiner Bub war ich mit großer Begeisterung im Wirtshaus meines Onkels dabei. Ich habe alle Arbeiten übernommen, die ich machen durfte. Später habe ich auch in einer Bäckerei im Ort geholfen.“ Die Volksschule schloss Günther Prinz mit dem Quali ab, um schließlich seine Lehre zum Koch im damaligen Hotel Wastlsäge in Bischofsmais zu beginnen.
Mit seinen 15 Jahren war er der Jüngste in der Küche. War der Stress groß, fiel der Ton der Vorgesetzten schon einmal harsch aus. Anfangs gewöhnungsbedürftig – der junge Günther Prinz ließ sich aber nicht abschrecken. Im Gegenteil, er erwies sich als gelehrig und obendrein als Perfektionist. Ein „Hundertprozentiger“ ist er noch heute: „Bei mir gibt’s in der Küche kein lapidares ‚Passt scho‘. Was aus der Küche rausgeht, muss voll und ganz stimmen, nicht nur irgendwie“, beschreibt Günther Prinz seine Philosophie. Dieser Einstellung dürfte er es zu verdanken haben, dass ihm sein damaliger Küchenchef und Lehrmeister Peter Stolzenberger ein überzeugter Fürsprecher wurde. Der empfahl den Jungkoch Günther Prinz an ein Haus in Sonthofen im Allgäu. Günther Prinz wurde dort zügig zum Küchenleiter und blieb fünf Jahre. In der Folgezeit erweiterte er seinen Lebenslauf, indem er in verschiedenen Häusern sein Können unter Beweis stellte. Dabei durfte er in der Hierarchie der jeweiligen Küchen stets weit oben einsteigen.
Zurück zum Ausbildungsbetrieb
Günther Prinz kochte in Gasthäusern und Hotels, führte für einige Jahre gemeinsam mit seinem Bruder selbstständig ein Restaurant und kochte außerdem für eine Mutter-Kind-Klinik mit mehreren Niederlassungen im Bayerischen Wald. Zwischendurch machte er im Rahmen einer Weiterbildung noch den Meister als diätetisch geschulter Koch. Sein Weg führte sogar zurück in den ehemaligen Ausbildungsbetrieb: Acht Jahre arbeitete Günther Prinz als Küchenleiter in der Mutter-Kind-Klinik, die im ehemaligen Hotel Wastlsäge angesiedelt war. Als der Betrieb eingestellt wurde, fand Prinz im April 2004 dank eines guten Kontakts eine neue Anstellung als Küchenleiter im Altenheim in Zwiesel. Die Arbeit dort möchte er nicht mehr missen, auch wenn er sich umstellen musste: „In einem Altenheim musst du zwangsläufig anders kochen. Bissfestigkeit kann ein Qualitätsmerkmal sein, für die älteren Menschen müssen die Speisen jedoch anders zubereitet sein.“
Günther Prinz ermöglicht die Stelle im Altenheim den Luxus fester Arbeitszeiten. So bleibt ihm Zeit für seine Frau und die Familie, die er gewissermaßen dem Beruf verdankt: „Als ich selbstständig war, hat meine Frau bei uns im Lokal bedient – da haben wir uns kennengelernt.“ Sie brachte drei Töchter und einen Sohn mit. Mittlerweile gehören außerdem neun Enkel und ein Urenkelkind zur Familie. An den Wochenenden bekocht sie Günther Prinz gerne in großer Runde. Und wenn er mal nicht gerade kocht, dann spielt er Steirische. Er hat erst im Erwachsenenalter damit begonnen und es auch da zum Erfolg gebracht.
150 Jahre Pichelsteinerfest
Und dann ist da noch das jährliche Pichelsteinerfest, das Günther Prinz nicht nur an den sechs Veranstaltungstagen Ende Juli beschäftigt. Prinz ist nicht nur Festkoch, sondern auch Mitglied im Festverein, der gemeinsam mit der Stadt Regen und der Brauerei Falter das Fest organisiert. 2002 kam Brauerei-Geschäftsführerin Elisabeth Falter auf Günther Prinz zu, ob er die Aufgabe des Festkochs übernehmen würde. „Wir kannten uns schon lange, weil ich für die Brauerei immer wieder bei Veranstaltungen gekocht habe“, blickt Günther Prinz zurück und merkt lachend an: „Weil ich nie Nein sagen kann, habe ich zugestimmt.“ Ausschlaggebend für seine Entscheidung sei gewesen, dass die Brauerei-Chefin ihm in seinem Gestaltungsdrang stets freie Hand gelassen habe. So war es auch beim Pichelsteinerfest. Günther Prinz – ganz Perfektionist – verlangte, dass bei der Vorbereitung der Zutaten die Mengen bereits entsprechend den Kesselgrößen bereitgestellt werden. „Insgesamt bereiten wir 1.700 Liter Eintopf zu. Die größten Töpfe fassen 400 Liter, die kleineren 100 Liter. Da ist es nur praktisch, wenn alles in den richtigen Mengen bereitsteht.“
Bereits am Festsamstag geht es los mit dem Schneiden und Bereitstellen der Zutaten. Abends nimmt Günther Prinz dann traditionell an der Gondelfahrt teil, am Sonntag marschiert er beim Festzug mit. Und am Montag wird das Pichelsteiner nach dem Original Regener Rezept gekocht, das der Regener Legende nach eine Bäuerin erfunden haben soll. Was die Jahreszahl angeht, gibt es verschiedene Versionen. Das Fest ist jedenfalls 1874 zum ersten Mal gefeiert worden.
Zitternde Hände beim Festmontag
Für Günther Prinz ist der Festmontag auch nach 20 Jahren immer noch mit der gleichen Aufregung verbunden. „Da zittern mir dann schon mal die Hände, bis ich sehe, dass alles läuft.“ Seine größte Angst: „Dass einer der dampfbetriebenen Kessel ausfällt.“ Dann müsse man schauen, wie man den Dampfkreislauf am besten entlaste. Spätestens seit die Kessel mit einem separaten Dampfkreislauf betrieben werden, ist die Störanfälligkeit allerdings gering: „Früher hing noch die Abfüllerei mit dran. Da hatten wir öfter mal Ausfälle.“
Ehe sein Pichelsteiner den Gästen gereicht wird, steht für Günther Prinz der große Moment des Vorkostens. Das obliegt Elisabeth Falter. „Sie meint zwar jedes Jahr aufs Neue, dass sie es gar nicht zu probieren bräuchte, aber ich bestehe darauf.“ Da kommt wieder der Perfektionist in Günther Prinz durch. Neben Salz, Pfeffer und edelsüßem Paprika hat er wie jeder Koch noch eine besondere Zutat zum Würzen: „Die bleibt natürlich geheim.“ Einen Tipp fürs Kochen des Pichelsteiners gibt Prinz aber: „Beim Würzen muss man immer im Hinterkopf behalten, dass die Zutaten eine eigene Würze mitbringen, die stets unterschiedlich ausfallen kann: Mal sind die Karotten süßer als im Vorjahr, mal ist der Lauch würziger.“
Wenn er nach getaner Arbeit durch die Festhallen und den Biergarten geht und ihm die Gäste stets aufs Neue versichern, dass der Eintopf „noch besser als letztes Jahr“ war, dann atmet der Festkoch auf. Ob er sich vorstellen kann, den Platz an den Kesseln an einen Nachfolger zu übergeben? Günther Prinz bejaht, wenn er auch dahingehend noch keine Ziellinie festgelegt hat. So lange es seine Gesundheit zulässt, möchte er kochen. Die wichtigste Zutat: „Leidenschaft. Denn ohne die geht es nicht.“
ICH VERBINDE GENUSS MIT…?
Genuss entsteht für mich, wenn ich die Zeit habe, mich einer Sache in Ruhe und voll und ganz zu widmen.
MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…
ich mir gar nichts anderes vorstellen könnte. Kochen war schon immer ein unverzichtbarer Bestandteil meines Lebens.
DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL,…
Beim Kochen ist die größte Herausforderung immer, dass man Geschmack und Bedürfnisse der Zielgruppe erkennt und entsprechend bedient: Als Koch im Altenheim muss ich anders kochen als früher in Gasthäusern.
WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…
… hoffe ich darauf, noch lange gesund zu bleiben, um die Menschen mit meiner Kochkunst zu erfreuen und immer wieder mit neuen Ideen zu überraschen.
MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:
Regionale Produkte einkaufen – das setzt auch voraus, dass man das nimmt, was saisonal verfügbar ist. Mit diesem Grundsatz bekommt man auch konventionell erzeugte, hochwertige Lebensmittel, es muss nicht unbedingt Bio sein.
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