Hubert Weizenberger kultiviert Wein aus Passau

VOM MASCHINENBAUER ZUM SPÄTBERUFENEN WINZER

NAME: Hubert Weizenberger

 

GEBURTSJAHR: 1964

 

WOHNORT: Obernzell

 

GELERNTER BERUF: Schlosser, Maschinenbaumeister und Winzer

 

MEINE BERUFUNG: „Geilen Wein machen“

 

…ÜBE ICH AUS SEIT: 2017  

 

MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER: Mein Vater und sein Spruch: „Geht ned gibt’s ned“

 

MEINE LEIBSPEISE ALS KIND: Dampfnudeln

 

MEINE AKTUELLE LEIBSPEISE: Rehragout oder Tafelspitz

 

LIEBLINGSGETRÄNK: Kalter, (halb)trockener, fruchtiger Weißwein

 

DA KAUFE ICH EIN / DA GEHE ICH ESSEN: mal da, mal dort, Hauptsache in der Region

 

DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN: Wild in allen Varianten und Wein für den Koch

Wie kommt ein Maschinenbauer dazu, Winzer zu werden und noch dazu seinen Wein in Passau anzubauen? Voraussetzung ist wohl ein typisch niederbayerischer Sturschädel, eine Portion Ehrgeiz und der Wille auch mit über 50 Jahren noch zu lernen. Hubert Weizenberger zumindest tat das und ging, nachdem er mit seiner Frau Eva das 4,5 Hektar große Grundstück im Passauer Ortsteil Grubweg gekauft und entschieden hatte, hier Wein zu kultivieren, zwei Jahre in die Weinbauschule im fränkischen Veitshöchheim. Danach machte er noch ein Praktikum bei einem Ökowinzer. Denn für Hubert war immer klar: Wenn, dann muss es Bio-Wein sein.

 

Einigermaßen ungewöhnlich ist es, in Passau Wein anzubauen. Die nächsten Weinreben wachsen in der österreichischen Wachau und im Baierwein Landweingebiet bei Regensburg. Für die Weizenbergers waren die notwendigen Genehmigungen dementsprechend aufwendig zu bekommen, erst danach konnte es mit dem Rebenkauf und dem Pflanzen losgehen. 

2017 gab es die erste Weinlese „mit sensationellen 34 Litern“, freut sich Hubert noch heute und seitdem ist der Ertrag auf rund 4000 Liter angewachsen.

 

Weinbauprojekte statt Rente

Doch neben dem „mega Aufwand“ für die Pflanzen und die Weinherstellung hat das Paar auch das Gelände nach und nach umgestaltet. Die Scheune des ehemaligen Bauernhofes wurde für Weinverkostungen umfunktioniert, in den Garagenräumen sind die Edelstahltanks samt Technik untergebracht. „Mit 65 in Rente zu gehen – das haben wir uns selber versaut“, grinst Hubert (Jahrgang 1964). Denn sämtliche Ersparnisse der Familie flossen in das Weinbau-Projekt. „Doch was gibt es denn Schöneres, als seinen eigenen Weinberg zu haben? Und mit einer Aufgabe, die einen erfüllt, kann man leicht länger arbeiten als üblich.“

 

Barfuß führt Hubert, immer begleitet von Dackeldame „Resi“, über das Gelände. Auffällig ist der hohe Bewuchs in den Weinzeilen. Die Zwischenbegrünung legt Hubert bewusst mit biologischem Saatgut an. Zwar entziehen je nach Saison Kamille, Amaranth & Co. dem Boden Nährstoffe, doch zwingt das gleichzeitig die Weinstöcke, weiter unten im Boden zu wurzeln. Außerdem habe er, obwohl ringsum von Wald umgeben, kaum Verbiss an den Reben. „Kein Hase frisst freiwillig Wein, wenn er auch Kamille haben kann“, weiß er. „Ablenkungsfütterung“ nennt sich das und es wirkt sich auch positiv auf den Befall mit „sogenannten Schädlingen“ aus. Behandelt werden seine Reben nur mit biologischen Mitteln wie z.B. effektiven Mikroorganismen, um die Pflanzen widerstandsfähiger für die Passauer Klimabedingungen zu machen. Hier helfen seine Kontakte aus der „Schulzeit“ in Franken. In der Runde tauscht man auch immer neue Erkenntnisse aus.

 

Immer neue regionale Kreationen und ein treuer Kundenstamm

Derzeit experimentiert Hubert mit Granitfässern, in denen mithilfe von Naturgärung Orangewein entsteht. Acht verschiedene Produkte gibt es mittlerweile, darunter den Verkaufsschlager „DeLuchs“, sortenreine geschmackvolle Weißweine, die Hubert aktuell in den Sorten  „Donauveltliner, Donauriesling oder Souvignier Gris“ ausbaut. Als Hommage an die Dreiflüssestadt gibt es den Cuvée Weiß „DanuBio“, einen Secco Weiß „IlzArt“ sowie den Cuvée Rot „InnFusion“. Und auch mit Apfelprodukten wie dem Apfel-Secco „PommFrizz“ trifft er den Geschmack der Kunden. Ganz ohne Werbung haben sie es geschafft, sich einen treuen Kundenstamm aus der Region Passau aufzubauen. Fast jedes Wochenende werden Weinproben gebucht, die bei schöner Witterung unter der großen Eiche stattfinden, von der aus man das Gelände überblickt. 

 

Und hier oben können Weizenbergers auch nach Feierabend sitzen und „rumspinnen“, was sie als nächstes kreiern. „Ja, ein bisschen muss man schon spinnen für so ein Projekt. Aber obwohl alle gemeint haben, das geht nicht, haben wir bewiesen: Es klappt“. Und: Es schmeckt.

 

Text: Manuela Lang, 2022, im Auftrag der Genussregion

Bilder: Sepp Eder

UNSERE 5 GENUSSFRAGEN

ICH VERBINDE GENUSS MIT…

…Gutem Essen, reichlich Wein, einhergehend mit guter Gesellschaft

 

MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…

…ich hier Arbeit nicht als etwas Unangenehmes, sondern als etwas Wohltuendes empfinde.

 

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL…

…der Entwicklung rund ums Klima.

 

WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

…bin ich optimistisch, aber realistisch. Ich hoffe sehr, dass die Politik in naher Zukunft klare Weichen stellt, die zu einer nachhaltigen, gesunden und für jeden Einzelnen finanzierbaren Ernährung führen.

 

MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:

…Trau-schau-wem. Glaubt nicht alles was auf der Verpackung steht, baut euch lieber ein Netzwerk an lokalen Lieferanten und Produzenten auf, die sich auch bei ihrer Arbeit zuschauen lassen.

KONTAKT

Hubert Weizenberger | Weinbau Weizenberger

Am Högl 2 | 94034 Passau | 0172/2831774

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