In jedem Kiachl steckt ihre ganze Leidenschaft

MARIANNE TAUSEND | Seniorchefin der Landwirtschaft Tausend in Plaika

STECKBRIEF

NAME: Marianne Tausend

 

WOHNORT: Plaika bei Gerzen

 

LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN: daheim in Plaika

 

GELERNTER BERUF:

ländliche Hauswirtschafterin

 

MEINE BERUFUNG: Landwirtin

…ÜBE ICH AUS SEIT: ich 1969 meinen Mann geheiratet habe

MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER:

Ich habe mir immer selbst beigebracht, was wichtig für mich war.

 

MEINE LEIBSPEISE ALS KIND:

Man hat gegessen, was es gab. Da ist man nicht groß gefragt worden.

 

MEINE AKTUELLE LEIBSPEISE:

Dampfnudeln

 

DA KAUF ICH EIN/DA GEH ICH ESSEN:

Einkaufen tu ich in Vilsbiburg. Und zum Essen geh ich so gut wie nie, am liebsten esse ich Selbstgemachtes daheim.

 

DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN:

Mehl – wenn mir das ausgeht, muss ich sofort zum Einkaufen.

 

MEIN KÜCHENTIPP:

einen Holzofen haben! Der gute alte Holzofen bringt bei vielen Gerichten einfach eine ganz andere Qualität als der moderne Elektroofen. Und obendrein macht er eine behagliche Wärme und ist schön anzusehen.

Auf die Frage, was in ihrer Küche nicht fehlen darf, muss Marianne Tausend nicht lange überlegen. „Das Mehl“, sagt die Bäuerin ohne Umschweife. „Wenn mir das Mehl ausgeht, dann muss ich sofort zum Einkaufen.“ Ein Umstand, der jedoch selten vorkommt. Denn Marianne Tausend weiß, wie man routiniert die Küche führt, ohne dass einem eine Zutat ausgeht. Viele Jahre hat die ländliche Hauswirtschafterin für ihre große Familie gekocht und gebacken. Insbesondere für altbayerische traditionsreiche Rezepte hat sie eine Leidenschaft. Seit den 2010er Jahren gibt Marianne Tausend Schmalzgebäckkurse. Die Nachfrage ist hoch.

 

Hier gehts zum Lehrvideo:

Auszogne oder Kiachl?

 

Als Kulisse für die Kurse dient ein Raum in einem alten Stallgewölbe auf dem Hof der Familie in der kleinen Ortschaft Plaika bei Gerzen. Hasenöhrl, Kiachln in sämtlichen Varianten – „eigentlich alles, nur keine Schuxn“, so beschreibt Marianne Tausend ihr Repertoire. Die Kursteilnehmer schätzen es. Oft weiß die Bäuerin gar nicht, wie sie allen Anfragen gerecht werden soll. Die Kurse beginnen im Oktober. „Zum Kirta wollen sie natürlich alle wissen, wie man die Kiachln hinbekommt“, weiß Marianne Tausend. Zum Fasching hin ist der Zulauf erneut stark. Bis in den März hinein dauert in der Regel ihre Saison für Schmalzgebäck-Kurse.

 

Schmalzgebäck-Kurse für Jedermann

Wie sie dazu gekommen ist? „Wie die Jungfrau zum Kinde“, zitiert Marianne Tausend eine Redensart. Als einstige Ortsbäuerin habe sie sich zu einem Kurs bereit erklärt – dann sprach sich die Sache herum und es wurden mehr und mehr Kurse. Mal kommen die Landfrauen mit großen Gruppen, dann wiederum organisiert die Volkshochschule einen Kurs. Junge Mütter, aber auch Väter, die sich noch nicht selbst an die Zubereitung des Schmalzgebäcks herantrauten, sind ebenso vertreten wie erfahrene Bäuerinnen, die neugierig auf Marianne Tausends Herangehensweise sind.   

 

Traditionsreiche Rezepte wie das Schmalzgebäck sind bei Marianne Tausend nie aus der Mode gekommen. Auch weil sie die früher üblichen „Mehlspeisentage“ Montag und Freitag noch zelebriert. Auswärts essen in einem Wirtshaus – das macht Marianne Tausend nur ganz selten. Der Gemüse- und Obstgarten gibt so vieles her: „Selbst kochen mit dem, was man erzeugt hat, ist das Beste.“ Besonders genießt es die Senior-Chefin des Tausend-Hofs, wenn die große Familie um den Tisch versammelt ist. Einen Bezug zum Kochen und Backen hat sie schon als Kind bekommen. Selbst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, half Marianne Tausend früh daheim mit und erlernte den Beruf der ländlichen Hauswirtschafterin. Nach der Eheschließung mit Hermann Tausend zog sie auf dessen Hof nach Plaika. Vier Kinder waren dem Paar geschenkt. Mittlerweile hat Marianne Tausend auch sieben Enkel.

 

Biobetrieb mit Milchviehhaltung

Den landwirtschaftlichen Betrieb führt nun Sohn Hermann. Um die 80 Milchkühe mit Nachzucht gibt es auf dem Tausend-Hof, der mittlerweile ein Biobetrieb ist. Ein moderner Milchviehstall mit Melkroboter ermöglicht eine artgerechte Haltung mit besonderem Fokus auf das Tierwohl. Marianne Tausend hilft mit, wo sie kann.

 

Die Kurse, in denen sie die altbayerische Backkunst vermittelt, sind auch im Sinne ihres Sohnes. „Ich bin sehr froh, dass er da hinter mir steht. Ebenso bin ich den Nachbarinnen dankbar, die mich unterstützen. Sei es beim Vorbereiten der Zutaten oder beim Abspülen. Wenn ich die nicht hätte, dann ginge es gar nicht.“ Ihre Kurse wird sie machen, so lange sie Freude daran hat und sie es bewältigen kann. „Wenn’s einmal nicht mehr geht, dann geht’s nicht mehr“, sagt Marianne Tausend pragmatisch. Bis dahin backt sie weiter – mit der ihr eigenen Bescheidenheit, aber ganz viel Leidenschaft.  

 

Quelle: Monika Bormeth, freie Journalistin, im Auftrag der Genussregion Niederbayern

Unsere 5 Fragen

ICH VERBINDE GENUSS MIT…

Lebensfreude


MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…

ich es gerne tue.

 

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL,…

… in der Frage, wie man noch mehr landwirtschaftliche Betriebe dafür begeistert, auf Bio umzustellen.


WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

… hoffe ich, dass ich noch lange gesund bleibe, um auf dem Hof mithelfen und meine Kurse anbieten zu können.


MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:

Selber kochen und nichts wegwerfen.

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