Wie Franz Ingerl den Gemüseanbau in die Zukunft führen will

BIOGEMÜSEHOF INGERL | Straubing

STECKBRIEF

 

NAME: Franz Ingerl

 

GEBURTSJAHR: 1973

 

WOHNORT: Straubing

 

LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN: auch Straubing – lebe einfach gerne hier

 

GELERNTER BERUF: Kfz-Mechaniker/Landwirt

 

MEINE BERUFUNG: Mein Hof und mein Anbau; im Kleinen etwas verändern

 

… ÜBE ICH AUS SEIT: etwa 20 Jahren

 

MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER: ich habe viele Kurse deutschlandweit besucht und mich weitergebildet,

 

MEINE LEIBSPEIS AUS KINDHEITSTAGEN: Ananastorte

 

MEINE AKTUELLE LEIBSPEIS: Tiramisu

 

LIEBLINGSGETRÄNK: Bier

 

DAKAUF ICH EIN / DA GEH ICH ESSEN: gerne auch mal asiatisch, wenn es frisch zubereitet wird

 

DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN: eine gewisse Schärfe, ich habe immer Chilisalz da

Der Gemüsehof von Franz Ingerl aus Straubing gehört seit mehreren Generationen fest zum Stadtbild dazu. Warum der Landwirt 2020 auf Bio umstellt und wie er seinen Hof unter anderem mit Wintergemüseanbau in die Zukunft führen will.

 

Eine schmale Einfahrt führt am Rande der Straubinger Innenstadt zum Hof der Familie Ingerl. Früher, so erzählt Franz Ingerl, habe es hier viele Höfe und Gärtnereien gegeben. Ein richtiges Gemüseanbaugebiet erstreckte sich ab dem 17. Jahrhundert in Richtung des Vorortes Ittling. „Das war hier eine richtige Gärtnerstadt. Von hier aus entlang der Unteren Bachstraße und der Stockergasse hinunter – alles Gärtner. Übrig geblieben sind nur wenige – wie wir.“

 

Davon lässt sich Franz Ingerl nicht entmutigen – und auch nicht von den vielen Mitstreitern in der Region, die der fruchtbare Gäuboden so mit sich bringt. Der Straubinger ist jemand, der nach vorne schaut, anpackt und immer wieder neue Wege geht. So hat er 2020 seinen Betrieb auf Bio umgestellt. „Ich habe da schon mindestens drei Jahre lang überlegt, ob das das Richtige ist“, sagte er.

 

Doch in einer Zeit, in der alles entweder wachsen oder weichen müsse, wollte er für seinen Betrieb eine zukunftsfähige Lösung finden. Und die sieht er nach wie vor im regionalen, ökologischen Gemüseanbau – auch, weil seine Familie und seine Kunden seine Entscheidung mittragen. Ein Faktor, der für Ingerl enorm wichtig ist. „Das ist ja auch immer ein Risiko. Ohne meine Stammkunden kann ich nicht existieren.“ Das Risiko hat sich gelohnt. Seit der Umstellung steigt der Zuspruch bei den Kunden sogar noch. „Sie schätzen es, dass sie wissen, wo das Gemüse herkommt und wie wir es produzieren.“

 

Enge Zusammenarbeit mit regionalen Partnern

Was hilft, sind gute Vertriebspartner in der Region. So einen hat Ingerl unter anderem in der Ökokiste Donauwald aus Saulburg gefunden. Vieles aus seinem Anbau vertreibt er über sie, denn durch die kurzen Wege gelingt es, die Ware möglichst frisch liefern zu können. „Ich frage da immer wieder nach, was sie gerade brauchen können und schaue, dass ich das auch gezielt anbieten kann.“ So profitiere auch die Ökokiste von der Zusammenarbeit.

 

Nicht mehr wegzudenken sind die Ingerls vom Straubinger Wochenmarkt, auf dem sie von Montag bis Samstag vertreten sind und durch Regionalität bestechen. „Je nach Saison wird 70 bis 90 Prozent meines Sortiments hier produziert. Und zwar vom Samen bis zum fertigen Produkt. Ich versuche, möglichst wenig zuzukaufen.“ Pause vom Markt gibt es für ihn lediglich vom 1. Januar bis zum 31. März. Aber auch dann müssen seine Kunden nicht auf sein Wintergemüse verzichten. Ingerls Marktstand steht in der Zeit nämlich geschützt in einer Scheune auf seinem Hof. Dort können die Straubinger am Freitag und Samstag ihr Gemüse einkaufen.

 

Menschen einen Einblick in ökologische Landwirtschaft geben

Der persönliche Kontakt zu seinen Kunden, der Ratsch am Wochenmarkt ist Franz Ingerl wichtig. Denn daraus ergeben sich für ihn immer wieder neue Ideen, was er künftig noch machen könnte. „Ich bin immer wieder fasziniert, auf welche Ideen die Kunden kommen“, sagt er. „Ich probier ja gerne mal was aus – zum Beispiel kannte ich Schwarzwurzeln nur als Salat. Eine Kundin hat mir gesagt, sie macht daraus einen Auflauf mit Kokossoße, Curry und Käse überbacken. Das finde ich toll.“

 

Franz Ingerl möchte aber auch Einblicke in seine landwirtschaftliche Arbeit geben. Deswegen komme es vor, dass er dem ein oder anderen Spaziergänger, der an seinen Feldern bei Eglsee vorbeikommt, zeige, wie er seine Äcker auf ökologische Weise bewirtschafte. „Ich dünge mit Bakterien, Steinmehlen Kleegras und Kompost. Und das habe ich auch am Feld schon demonstriert, in dem ich den Dünger mit der Hand anfasse und ihnen sage: ‚Schauens her, des is koa Gift.‘“

 

Saisonal und regional geht auch im Winter

Neben der Umstellung auf Bio fasziniert den Straubinger Landwirt zunehmend der Anbau von Wintergemüse. Einige Tipps dafür hat er sich bereits vor Jahren bei einem Kurs von Winteranbau-Experte Wolfgang Palme geholt. „Ich weiß gar nicht, ob das jemand schon einmal so aufgeschrieben hat wie der Wolfgang“, sagt er und bezieht sich auf Palmes Ansatz, dass viele Gemüsesorten kälteresistenter seien als bislang angenommen und daher auch in Süddeutschland noch bis in den Winter angebaut werden können.  

 

Was Ingerl besonders an Wolfgang Palme begeistert ist, dass er ein Mann ist, der die Grenzen des Machbaren im Winteranbau gesprengt hat. „Und er ist auch jemand, der das auch selbst ausprobiert hat und erforscht hat, was noch alles gehen kann.“ Seit dem Kurs hat Ingerl Palmes Buch und seinen Aussaat- und Pflanzkalender immer parat und probiert gerne selbst aus, was in der kalten Jahreszeit gut anzubauen ist und was nicht. Er sagt, es gehe immer mehr als man denkt. Wichtig sei, offen zu bleiben und einfach auszuprobieren, was möglich ist. „Dafür muss man nicht immer gleich ganze Beete anlegen. Man kann auch einfach ein paar Meter anpflanzen und schauen, was passiert.“

 

Ein anderes Thema, das für ihn beim Anbau eine immer größere Rolle spielt, ist die Ressource Wasser und wie man möglichst wenig davon verbraucht. „Ich versuche so viel wie möglich zu mulchen. Das ist für mich die Zukunft.“ Allerdings komme es beim Mulchen immer stark auf den richtigen Zeitpunkt an – und auf die Kulturen, die man anpflanzen möchte. „Der Mulch bietet tolle Chancen, auch wenn man dabei vieles falsch machen kann. Man muss sich in dieses Thema einfach reinfuchsen.“ Dazu gehöre laut Ingerl auch, ab und an den Spaten in die Hand zu nehmen, den Boden zu lockern und zu verstehen, wie der beschaffen ist. „Das ist sehr wichtig und auch einfach der Wahnsinn zu sehen, wie es da wurlt, was da für eine Bodenaktivität im Mulch ist.“

 

Und was will der Landwirt als nächstes anpacken? „Vielleicht gehe ich das Thema Hofladen irgendwann an, wenn ich umbauen muss. Aber das muss ich mir noch überlegen.“

 

Quelle: Susanne Pritscher, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing für die Genussregion Niederbayern

Unsere 5 Fragen

ICH VERBINDE GENUSS MIT…?

Für mich ist weniger mehr: Es muss kein Riesengericht sein, sondern einfach gut und frisch zubereitet werden. Dafür öfter mal auf seine Wurzeln schauen. Das heimische Gemüse ist vielseitig – und falls man in der Kindheit etwas nicht mochte: Einfach mal anders zubereiten, so dass es auch zum eigenen Geschmack passt. Ich frage die Kundschaft oft, was sie aus dem eingekauften Gemüse kochen und bin da schon auf einige spannende Rezepte gestoßen – wie die Winterrettichsuppe zum Beispiel!

 

MEINE BERUFUNG ÜBE ICH AUS WEIL…?

Ich will die Welt mit kleinen Dingen verbessern. Ich bin davon überzeugt, dass jeder etwas ändern kann, wenn er nur will.

 

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL IN…

Ach eigentlich bin ich jemand, der trotz Herausforderungen nach vorne sieht. Auch wenn zum Beispiel einmal Arbeitskräfte ausfallen, irgendwie geht es weiter. Und lernen: Man muss auch einmal etwas gehen lassen können, wenn es sein muss.

 

WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

sehe ich, dass es eigentlich nicht so schlecht ist. Natürlich sind die Rahmenbedingungen nicht immer einfach in der Landwirtschaft und die hohen Lohnnebenkosten sind für viele schon gerade in der Krise eine Herausforderung, die angegangen werden sollte. Denn die Leute sollen doch von ihrem Lohn auch leben können.

 

MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:

Vernünftig mit so wenig auskommen wie möglich. Frisch kochen und industriell verarbeitete Produkte meiden. Das übrig gebliebene Essen nicht wegwerfen, sondern einpacken lassen und mit nach Hause nehmen.

KONTAKT

Biogemüsehof Ingerl | Franz Ingerl| Pandurengasse 29 | 94315 Straubing
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