Ein Familienimperium mit Wunsch nach mehr Regionalität und Saisonalität

ESSEN ALS THERAPIE FÜR MEHR LEBENSFREUDE: WIE FAMILIE WUNSCH SEIT JAHRZEHNTEN DIE HEIMISCHE KULINARIK IN BAD GRIESBACH UND BAD FÜSSING PRÄGT 

NAME: Otto Wunsch / Steffen Wunsch

 

GEBURTSJAHR: 1953 / 1981

 

WOHNORT: Bad Griesbach

 

GELERNTER BERUF: Koch, Küchenmeister, jedoch auf Grund von Krankheit nicht abgeschlossen, Bundeswehr 4 Jahre im Gesundheitsbereich, dort Krankenpfleger gelernt (Otto)

Hotelkaufmann und Fachwirt im Gastgewerbe (Steffen)

 

MEINE BERUFUNG: Am Schluss für den Kunden da zu sein (Otto)

Eher Gastronom als Hotelier (lacht). Ich wünsche mir mehr draußen zu sein, am Gast. Aber das ist momentan mit der Bürokratie noch nicht möglich. (Steffen)

 

MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER: Leider ist der vor 2 Jahren verstorben: Horst XY mir sehr viel im Leben beigebracht „für die Menschen da zu sein“ (Otto)

Mein Vater – immer noch. (Steffen)

 

MEINE LEIBSPEIS AUS KINDHEITSTAGEN: Käsespätzle (Otto)

Schnitzel mit Pommes (Steffen)

 

MEINE AKTUELLE LEIBSPEIS: Kaiserschmarrn und Käsespätzle (Otto)

Fast alles, wenn es gut gemacht ist. (Steffen)

 

LIEBLINGSGETRÄNK: Weißbier (Otto)

Apfelschorle und Gin Tonic (Steffen)       

               

DA KAUF ICH EIN / DA GEH ICH ESSEN: am liebsten bei uns, für Wirtshaus- und Restaurantbesuche fehlt uns oftmals die Zeit (Otto)

Unterschiedlich, oft essen wir im eigenen Betrieb. Gästen empfehlen wir regionale Direktvermarkter wie die Brennerei Vogelbauer oder die Bäckerei Wagner. (Steffen)

 

DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN: Ein gutes Messer (Otto)

Käse! Der Kühlschrank darf leer sein, aber Käse muss immer drin sein. (Steffen)

„Zusammen mit meiner Frau Erika und unseren beiden Söhnen Daniel und Steffen haben wir Geschichte geschrieben“, erklärt Otto Wunsch stolz. „Und ohne meine Familie hätte ich den Betrieb längst aufgeben müssen“. Wir treffen ihn an diesem Tag im Herzstück seines Familienunternehmens, und zwar am Familienstammtisch im urigen Kaminstüberl seines AktiVital Hotels in Bad Griesbach. Mit am Tisch sitzen Erika und Steffen. „Dieser Platz ist ein ganz besonderer für die Familie“, sagt Erika Wunsch. Hier werde gemeinsam gegessen, debattiert, gelacht. Aber auch Entscheidungen gefällt und neue Wege eingeschlagen. Wie etwa die beiden Kur-Hotels auf das Heil-, Intervall- und Basenfasten zu fokussieren – oder das europaweite Projekt der „Mini-Köche“ nach Bad Griesbach zu holen.

 

Doch von vorn: als gelernter Koch hat Otto Wunsch zusammen mit seiner Frau Erika vor über 40 Jahren den Sprung in die Hotellerie und somit die Selbstständigkeit gewagt. Dass sie damit den Grundstein für ein erfolgreiches Familienimperium im Bayerischen Thermenland schaffen würden, ahnten sie damals noch nicht. „Eigentlich hat mich die Rolle des Gastronomen immer erfüllt. Besonders in der gehobenen Gastronomie fühlte ich mich zu Hause.“ Als 1984 das AktiVital Hotel, in dem Wunsch zu dem Zeitpunkt arbeitete, insolvent ging, nutzte er die Chance und stieg dort als Hotelier ein. Eine ähnliche Möglichkeit eröffnete sich 1990, als die auf dem Nachbarsgrundstück ansässige Fachklinik für Psychosomatik und Psychiatrie St. Lukas ebenfalls Insolvenz anmelden musste. „In der Psychosomatik ist Essen Therapie. Deswegen wird der Ernährung einen hohen Stellenwert zugeschrieben,“ erklärt Wunsch. Doch eine große Herausforderung sei die knappe Finanzpolitik im Gesundheitsbereich, die eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit saisonal-regionalen Produkten kaum zulasse. Um dieses Problem zu lösen, haben sich Erika und Otto Wunsch einen klugen Schachzug überlegt: Sie legten die Küchen des AktiVital Hotels und der Klinik zusammen. Mit nur einer Küche sparen sie Ressourcen und können gleichzeitig den Patienten der St. Lukas Klinik einen gehoberen Standard in der kulinarischen Verpflegung bieten.

 

Mittlerweile ist Otto Wunsch eigentlich in Pension, wie er sagt. Doch seinem Engagement und seiner Leidenschaft für seine Lebenswerke tut das keinen Abbruch. Seinen beiden Söhne Daniel und Steffen überlässt er aber schon weitgehend das Ruder.

 

Mit 24 Jahren vom Lehrling zum Hotelier

Dabei wollte Steffen Wunsch eigentlich zuerst einen anderen Weg einschlagen und begann ein BWL Studium in Deggendorf. „Ich erkannte jedoch sehr schnell, dass dies nicht der richtige Weg für mich war“, offenbart er. Zudem bot sich der Familie 2005 die Gelegenheit, ein weiteres Hotel vor der Insolvenz zu retten: Ein vier Sterne Hotel in Bad Füssing – heute als Wunsch Hotel Mürz bekannt. „Noch während der verkürzten Lehre als Hotelkaufmann habe ich mich mit dem Hotel selbstständig gemacht. Damals war ich gerade einmal 24“, sagt der 44-Jährige.

 

Er brachte auch die Idee mit an den Familienstammtisch, die Hotels neben dem Kurbetrieb auf das Heil-, Intervall- und Basenfasten auszurichten, zudem setzt er in Bad Füssing immer mehr auf den Trend der veganen Ernährung. „Als wir uns auf das Fasten ausgerichtet haben, haben uns anfangs alle ausgelacht“, erzählt Senior Wunsch schmunzelnd.

 

Fokus auf frisches und regionales Kochen

Dabei wurden Kritiker eines Besseren belehrt: Die sehr hohe Kundenzufriedenheit sowie Kundentreue sprechen für sich. Warum das so ist, möchten wir wissen? „Durch das professionelle Fasten stellt sich der Körper um. Symptome wie Gelenkschmerzen oder zu hoher Blutdruck können durch das gezieltes Fasten zurückgehen oder sogar verschwinden,“ erläutert Otto Wunsch. „Das erhöht die Lebensqualität und -freude und so kommen Gäste teilweise zwei bis drei Mal im Jahr zu uns“ ergänzt seine Frau Erika. „Wenn wir kochen, dann kochen wir frisch und saisonal. Wir achten nach Möglichkeit auf regionale Bezugsquellen und bieten generell nichts aus Übersee an“, unterstreicht Steffen Wunsch die Ernährungsstrategie für ihre Gäste.

 

Der Erfolg des Fastens sei tatsächlich auch saisonbedingt – und funktioniere nur, wenn man sich streng an eine saisonale Ernährung halte. „Den Gästen muss man das teilweise erst mal erklären“, fügt Erika hinzu. „Und auch neue Köche müssen manchmal überzeugt werden,“ ergänzt Otto Wunsch mit einem Augenzwinkern. Dann wird er wieder ernst und betont: „Das Produkt lebt nur mit der Küche und mit dem Team“.

 

Kindern das kreative Kochen näherbringen

Ein weiters Projekt, dass am Familienstammtisch in Angriff genommen wurde, ist eine Herzensangelegenheit  von Otto Wunsch: 2013 holte er die „Mini Köche“ ins Haus – damals ein in Niederbayern einmaliges Projekt. „Kinder machen einen persönlich jung und wenn man sie alle vier Wochen sieht, ist das einfach eine Freude“, schwärmt er. Bei den Mini-Köchen lernen Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren altersgerecht und mit einer großen Portion Spaß das kreative Kochen.

 

Ernährungsthemen werden auch mit den Aspekten Gesundheit und Umwelt kombiniert. Dabei besuchen die TeilnehmerInnen immer wieder erzeugende Betriebe, wie etwa die in Ruhstorf beheimatete Bäckerei Wagner. „Vom Meister selbst wurde den Mini-Köchen gezeigt, wie man ein hochwertiges Brot bäckt und jeder durfte sein eigenes, frisch gebackenes Brot mit nach Hause nehmen. Nach 22 Treffen in zwei Jahren müssen sie alle eine schriftliche Prüfung absolvieren sowie ein 5-Gänge-Menü für die Eltern kochen. Auch für den Service sind sie verantwortlich und werden entsprechend vorbereitet,“ sagt Otto Wunsch.

 

Es gäbe noch viel zu erzählen von der Hoteliersfamilie Wunsch. Zum Beispiel, wie sehr ihnen jeder Gast am Herzen liegt. Und dass es bemerkenswert ist, wie selbstverständlich es für die Familie ist, dass ihre Verantwortung für die Gästezufriedenheit nicht am eigenen Grenzstein endet. So engagiert sich Otto Wunsch als ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des Gewerbe- und Tourismusvereins Bad Griesbach i.Rottal e.V. für die Lebensqualität des ganzen Kurortes. Ein besonders Anliegen war ihm beispielsweise einen Wochenmarkt sowie mehrere Bauernmärkte zu etablieren. Denn er weiß, die Nachfrage nach heimischen Spezialitäten und Produkten ist besonders bei den Touristen sehr groß.

 

Für uns steht fest: Es mangelt der Familie Wunsch nicht an Ideen, Menschen – ob jung, ob alt, ob heimisch oder als Gast zu Besuch – für eine saisonal-regionale und gesunde Ernährung zu begeistern. Wir sind gespannt, was ihnen noch alles einfällt.

 

Text: Miriam Dick, Projektleitung Genussregion Niederbayern, 2025

Bilder: Sepp Eder

 

UNSERE 5 GENUSSFRAGEN

ICH VERBINDE GENUSS MIT…

Mit Entspannung. (Otto)

Lebensgefühl, Freiheit und Entspannung. (Steffen)

 

MEINE BERUFUNG ÜBE ICH AUS WEIL…?

Sie mich erfüllt. (Otto)

Es mir Spaß und Freude macht Gästen eine unbeschwerte Zeit zu schenken. (Steffen)

 

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL IN…

In den Energiekosten. (Otto)

Personal- und Energiekosten sowie die Bürokratie. Zudem verändert sich die Gästestruktur. Gerade die Kurorte sind noch nicht auf das jüngeres Klientee ausgerichtet. 20 bis 30 Jährige Gäste kommen sich in Kurorten etwas verloren. Wellnesshotels sind schon mehr auf diese Zielgruppe ausgerichtet. (Steffen)

 

WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

Hoffe ich, dass meine Gesundheit mitspielt. (Otto)

Wird es definitiv noch mehr Herausforderungen geben (Steffen)

 

MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:…

Wenig essen, wenig Alkohol und gesund leben. (Otto)

Ausgewogene Ernährung und auf regionale Produkte achten. (Steffen)

KONTAKT

Familie Wunsch

Wunsch Hotel Mürz | Birkenallee 7-9 | 94072 Bad Füssing

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Aktivitalhotel | Prof.-Baumgartner-Str. 1 | 94086 Bad Griesbach im Rottal

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