Wolfram Manglkammer pflegt als Letzter in Bad Abbach ein historisch gewachsenes Fischereirecht
STECKBRIEF
NAME: Wolfram Manglkammer
GEBURTSJAHR: 1954
GEBURTSORT: Bad Abbach
WOHNORT: Bad Abbach
LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN: natürlich Bad Abbach – am liebsten draußen auf der Donau
GELERNTER BERUF:
Hotelkaufmann
MEINE BERUFUNG: Hotelkaufmann
…ÜBE ICH AUS SEIT: 1972
MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER: Während meiner Lehrjahre am Tegernsee gab es eine erfahrene Gastronomin namens Steffi, die mir sehr viel Wissenswertes vermittelt hat. Leider weiß ich den Nachnamen nicht mehr.
MEINE LEIBSPEISE ALS KIND: Ich hab alles gern gemocht – ich war nicht heikel.
MEINE AKTUELLE LEIBSPEISE: Fisch, am liebsten gebackenen Hecht mit Kartoffelsalat. Und gleich danach kommt Lamm.
LIEBLINGSGETRÄNK:
Bier, aber auch Wein. Zum Fisch passt ein Riesling besonders gut.
DA KAUF ICH EIN/DA GEH ICH ESSEN:
Beim Einkaufen achte ich sehr auf Regionalität. Essen gehe ich gerne mal bei Kollegen, zum Beispiel im Gasthof Zirngibl in Bad Abbach. Zur Abwechslung findet man mich auch mal beim Asiaten.
DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN:
Fisch natürlich!
MEIN KÜCHENTIPP:
Unbedingt unsere Fischpflanzerl aus Donaufischen probieren. Das Besondere am Rezept ist ein Schuss Cointreau.
Schon als kleiner Bub war er mit dem Vater draußen am Fluss. Wolfram Manglkammer schätzt, dass er etwa drei Jahre alt war, als er zum ersten Mal selbst einen Fisch aus dem Donauwasser zog. Seitdem vergeht kaum eine Woche, in der der Gastronom und Hotelier aus Bad Abbach nicht zum Fischen geht. Die Donau ist für Wolfram Manglkammer so etwas wie eine Schatztruhe – und eine Konstante in seinem bewegten Leben.
Stolz hält Wolfram Manglkammer ein bläulich-braun schimmerndes langes Etwas in seinen Händen. Stocksteif ist der Aal und verströmt ein rauchiges Aroma. Wolfram Manglkammer hat das Tier mit Liebe gefangen und geräuchert und wird es mit derselben Leidenschaft einem Kunden kredenzen. Einmal, so erzählt Manglkammer, hat er sechs Zentner Aale nach Hannover gebracht. Ein anderes Mal zehn Kilo in die Eifel. Diese Aale waren im Gegensatz zu dem gezeigten Exemplar lebendig: „In diesen Gegenden gab es damals kaum mehr Aale. Darum haben wir welche von uns dort eingesetzt.“
Auch der Fischbestand in der Donau unterliegt vielen Veränderungen. Wenn einer das weiß, dann Wolfram Manglkammer. Denn er geht beinahe täglich raus. Auf 42 Kilometern Donauwasser hat er das Recht zu fischen und pflegt damit – als mittlerweile Letzter seines Schlags in Bad Abbach – eine jahrhundertealte Tradition. „Früher war das Fischereirecht auf drei Häuser in Bad Abbach verteilt“, erklärt Wolfram Manglkammer das historisch gewachsene Recht, das seinem Wissen nach bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Eines der Häuser mit Fischereirecht ist das Gebäude, in dem die Manglkammers ihre Gastronomie angesiedelt haben. 1949 erbte Wolfram Manglkammers Vater das Haus, das damals schon eine Gaststätte war. Heute ist es bekannt unter dem Namen Hotel Café Rathaus, das Wolfram Manglkammer um den Zusatz „Zum Fischerwirt“ erweiterte.
Leidenschaft fürs Fischen liegt in den Genen
1954 wurde Manglkammer als eines von sieben Geschwistern – eine Schwester starb schon im Kindesalter – geboren. Die Mutter führte als Chefin das Restaurant samt Hotel, der Vater unterrichtete als Oberlehrer in Bad Abbach sämtliche Kinder, auch seine eigenen. „Er war es auch, der die Unterlagen aufgestöbert hat, die unserem Haus das Fischereirecht bestätigen“, blickt Wolfram Manglkammer zurück. „Von da ab ist mein Vater leidenschaftlich zum Fischen gegangen. Und er hat es auch mir und meinen Brüdern vermittelt. Ich hab von klein auf alles von ihm gelernt. Wie man einen Fisch fängt, wie man ihn putzt und ausnimmt.“ Zunächst tritt er 1972 aber seine Lehre zum Hotelkaufmann in einem Betrieb am Tegernsee an, ging danach ins renommierte Hotel „Vier Jahreszeiten“ nach München und arbeitete – mit zwei Jahren Wehrdienst-bedingter Pause – im Hotel Interconti am Londoner Hydepark. „Plötzlich hat es mir gefallen, unterwegs zu sein. Ich habe viel aus der Zeit mitgenommen, besonders wie man Menschen und ihre Eigenheiten zu nehmen hat.“
Dennoch ging er 1978 zurück nach Niederbayern, heiratete eine Regensburgerin und stieg mit ihr in den Familienbetrieb ein – der Beginn aufreibender Jahre, in denen er wieder vom Familienbetrieb abkam und unter anderem auch ein eigenes Gästehaus eröffnete, ein weiteres übernahm und ein Geschäft für Angelbedarf und für fangfrischen Fisch betrieb. Die Stunden, in denen er morgens mit Hilfe von Netzen und Reusen das aus der Donau holte, was er später verkaufte, wurden seine Zuflucht. Noch heute schätzt er die morgendliche Idylle am Fluss, wenn der Biber nur 20 Meter neben seinem Boot durch das klare Donauwasser schwimmt.
Das Leben sollte ihn aber wieder in den Familienbetrieb führen, den nach seiner Abkehr zeitweise ein Bruder übernahm. Als es die Mutter nicht mehr alleine schaffte, kehrte Wolfram Manglkammer 1999 schließlich endgültig zurück und übernahm das Haus. Sowohl Café als auch Hotel sind unter seiner Führung gut frequentiert und mit branchenspezifischen Auszeichnungen bedacht worden. Weder die Pandemie noch der allgegenwärtige Personalmangel, den auch Manglkammer als Problem benennt, haben seinen Betrieb seitdem beeinträchtigt.
Geräucherter Aal als Spezialität
Glücklich schätzt sich Wolfram Manglkammer, dass er seinem Sohn Stefan, einem gelernten Koch, zum Jahresbeginn 2023 den Betrieb übergeben konnte. „Es geht weiter und das macht mich stolz.“ Dennoch ist Wolfram Manglkammer täglich zugegen und schaut, wo er helfen kann. „Ich gehe noch jede Woche mehrmals raus. Je nachdem, wie viel frischen Fisch mein Sohn in der Küche braucht.“ Waller, Hecht, Forellen und besonders Zander sind bei den Gästen beliebt. Der geräucherte Aal ist eine weitere Spezialität von Wolfram Manglkammer.
Er weiß, wie er Wind und Wetter zu nehmen hat, wie er den Wasserstand lesen muss und wo die Fische sich aufhalten. Darum kann er Fänge machen, auch wenn der Fischbestand rückläufig geworden ist. Die Ursache liegt nicht nur darin begründet, dass die Fischereivereine viele Mitglieder haben, die ebenfalls an der Donau fischen. „Der Kormoran und der Fischotter haben extrem überhandgenommen. Eine Regulierung wäre vonnöten“, findet Wolfram Manglkammer. Er hat aber auch gelernt, aus mancher Not eine Tugend zu machen: „Die Schwarzmeergrundel hat sich stark in der Donau ausgebreitet und ist nicht gut angesehen, weil sie die Brut anderer Fische frisst. Dennoch: Auch die Grundel kann man hervorragend essen.“ Über Manglkammers Rezept ist gar im Fernsehen berichtet worden. Wenn er nicht mit Netzen und Reusen fischt, trifft man ihn privat auch mal mit der Angel. Oder beim Schwimmen. Ohne Donau könnte Wolfram Manglkammer genauso wenig überleben wie ein Fisch an Land.
Quelle: Monika Bormeth, freie Journalistin im Auftrag der Genussregion Niederbayern, 2024
ICH VERBINDE GENUSS MIT…
einem guten Essen.
MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…
es mir einfach Spaß macht. Ich bin dafür geboren.
DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL,…
im immensen Personalmangel, der in der gesamten Gastronomie und Hotellerie herrscht.
WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…
freue ich mich riesig, dass mein Sohn Stefan das Hotel Café Rathaus und das Hotel Zum Fischerwirt übernommen hat und weiterführt.
MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:
Regional einkaufen. Darauf achten, dass die Lebensmittel keine zu weiten Wege zurücklegen müssen.
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