Rottaler Edelpilze

Maritta Kellhuber züchtet auf ihrem Hof in Mitterskirchen im Landkreis Rottal-Inn Kräuterseitlinge in Bio-Qualität – und leistet damit Pionierarbeit in der Region.

NAME: Maritta Kellhuber

 

GEBURTSJAHR: 1989

 

WOHNORT: Mitterskirchen

 

LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN: Mitterskirchen

 

GELERNTER BERUF: Bankkauffrau

 

MEINE BERUFUNG: Pilzzüchterin, Bio-Bäuerin

 

… ÜBE ICH AUS SEIT: 2022

 

MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER: Bücher, Internet, Selbststudium

 

MEINE LEIBSPEISE ALS KIND: Reinzelten

 

MEINE AKTUELLE LEIBSPEISE: Reinzelten oder alle Gerichte mit Kräuterseitlingen

 

LIEBLINGSGETRÄNK: Tee, frischgepresste Säfte

 

DA KAUFE ICH EIN / DA GEHE ICH ESSEN: Bei unserem Nachbar Gärtnerei Kusche und EDEKA Mitterskirchen, Fleisch bei Verwandten… also alles vor Ort.

 

DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN: meine selbstgemachte Gemüsebrühe, regionale Produkte

 

MEIN KÜCHENTIPP: für viele Grundrezepte nutze ich den Thermomix bzw. mache viel selber (z.B. Gemüsebrühe, Vanillezucker, Bärlauchsalz, Eierlikör, … usw.)

Zwischen malerischen Hügeln im Rottal unweit von Wurmannsquick liegt der Hof von Familie Kellhuber. Von außen wirkt der landwirtschaftliche Betrieb wie jeder andere. Rechts das Wohnhaus, daneben umsäumen den Innenhof mehrere Ställe. Dahinter eine Biogasanlage – aktuell der Haupterwerb der Familie. Und bis Mai 2022 war der Hof in Mitterskirchen ein ganz „normaler“ Hof.

 

„Wir hatten bis 2010 Milchviehhaltung, danach bis August 2021 eine Rindermast“, erzählt Maritta Kellhuber, als sie uns in die Hallen des ehemaligen Kuhstalles führt. Der gar nicht nach Stall aussieht. „Eher wie in einem Krankenhaus“, lacht die gelernte Bankkauffrau, als ihr Blick durch die saubere, cleane Halle streift. Vorne befindet sich eine Art Packstation, links Sitzmöglichkeiten für Besucher. Dahinter führt ein Gang vorbei an vier kleineren Räume. Alle gut verschlossen. Nichts weist darauf hin, dass hier vor wenigen Jahren noch Rinder untergebracht waren. Jetzt sind neue Bewohner eingezogen.

 

„Wir haben zwischen August 2021 und Mai 2022 alles umgebaut, als klar wurde, dass sich die Rindermast wegen der Düngeverordnung für uns nicht mehr lohnt.“ Um die Auflagen der Düngeverordnung erfüllen zu können, hätten sie ihre Gülle verkaufen und bis zum Gäuboden karren müssen. Für die Kellhubers keine nachhaltige Lösung. Statt neuer Rinder zogen Edelpilze ein – ein Novum auf dem Hof, im Landkreis und vermutlich auch in ganz Niederbayern.

 

Regionale Edelpilze als Marktlücke entdeckt

Lange hatten Maritta Kellhuber und ihr Mann Otto überlegt, wie sie sich ein neues Standbein auf ihrem Hof aufbauen könnten. „Ich wollte etwas machen, wofür ich die Abwärme unserer Biogasanlage nutzen kann und das keinen Mist und keine Gülle produziert.“ Schließlich stieß sie bei ihren Recherchen auf das Thema Edelpilze. „Da kam ich eigentlich drauf, weil ich gelesen habe, dass immer mehr Menschen weniger Fleisch essen oder ganz darauf verzichten.“

 

Dafür aber Pilze, glaubt Maritta Kellhuber. Als sie das nächste Mal beim Einkaufen zum Supermarkt fährt, fällt ihr etwas auf. „Die Edelpilze wie Kräuterseitlinge oder Shjitake kommen eigentlich fast alle immer aus Ländern wie Südkorea. Regional gibt es die kaum. Das fand ich schade. Dabei sind sie wirklich toll, vor allem auch geschmacklich.“ In ihr reift eine Idee, eine verrückte Idee, die sie ihrem Mann eines Abends auf der Couch unterbreitet. „Ich hab zu ihm einfach gesagt: Machma Schwammerl. Und er meinte dann: Du spinnst ja direkt“, erinnert sie sich und lacht.

 

Maritta Kellhuber lässt sich nicht entmutigen, sondern überlegt sich stattdessen, welcher Edelpilz sich am besten in Kombination mit der Abwärme der eigenen Biogasanlage anbauen lässt und entscheidet sich schließlich für den Kräuterseitling – eine Marktlücke, denn den gibt es regional kaum zu beziehen. Doch bis die ersten Pilze geerntet werden können, dauert es. Schließlich ist dieses Gebiet noch Neuland für die Rottalerin. Mangels regionaler Vorbilder muss sie sich alles selbst beibringen, sich einlesen, ausprobieren – und vor allem Abnehmer finden.

 

Den ersten findet sie in einer großen Supermarktkette. Dort überzeugt sie die Einkäufer von ihrer Idee und wagt – nur mit der mündlichen Zusage in der Tasche – den Neuanfang als Edelpilzzüchterin. Ein Unterfangen, das zunächst erst einmal viel Geld kostet. „Wir mussten schon viel investieren, gerade in den Umbau des Stalls. Wir wollten dort auch gute Qualität und das zahlt sich mittlerweile auch aus“, sagt Marittas Mann. Der ist immens stolz auf den Unternehmergeist seiner Frau und unterstützt sie tatkräftig bei der Umsetzung. „Sie hat einfach alles geplant und zusammengesucht. Ich hätte da schon aufgegeben.“

 

Anbau in verschiedenen Zuchträumen

Für die empfindlichen Kräuterseitlinge hat das Paar im ehemaligen Kuhstall verschiedene Zuchträume eingerichtet. In jedem Raum hängt ein Klimagerät zum Temperieren. Während es beispielsweise im ersten Raum mit 23 Grad noch sommerliche Temperaturen hat, warten im nächsten Raum nur noch kühle 15 Grad auf die Edelpilze. „Da kommen die Schwammerl dann rein, wenn wir wollen, dass sie zu wachsen beginnen. Da meinen sie nämlich, dass es Herbst ist“, erklärt Maritta Kellhuber. Für das Heizen nutzen die Kellhubers die Biogasanlage -und um den hohen Energieaufwand im Sommer beim Kühlen aufzufangen, haben sie mittlerweile eine Photovoltaikanlage.

 

Damit die Pilze gut wachsen, werden sie regelmäßig massiert. Zu Beginn machte das Paar das händisch – jetzt haben sie dafür einen extra „Massierstab“, ein leicht geknicktes Rohr, mit dem sie das Substrat abklopfen. „Montags und freitags massieren wir die etwa 300 Päckchen.“

 

Zwölf Tonnen Substrat, auf dem die Kräuterseitlinge wachsen, bekommen sie alle zehn Wochen geliefert. In dem Substrat ist Stroh, Wasser, Kalk und Getreide. Selbst produzieren möchten beziehungsweise können die Kellhubers das Substrat nicht – zu aufwendig. „Die Herstellung des Substrats ist eine Wissenschaft für sich und wird sehr selten gemacht.“ In Deutschland etwa gibt es nur zwei Betriebe, die so etwas herstellen, einer davon ist ein Biobetrieb bei Hannover. Von dort bezieht es Maritta Kellhuber. „Meine Tante wohnt dort. Daher bin ich da mal hin und hab es mir angesehen. Da weiß ich halt auch, was drin ist.“

 

Mehrere Wochen dauert es, bis aus dem durchgeimpften Substrat erntereife Edelpilze wachsen – etwa 800 bis 900 Gramm pro Paket. „Nach 17 Tagen ist das Substrat durchwachsen, dann massieren wir die Pakete. Nach zehn Tagen schneiden wir sie auf und die Kräuterseitlinge wachsen an der Oberfläche für ungefähr weitere zehn Tage, bis sie geerntet werden.“ Wenn die Pilze abgeerntet sind, wird das verbrauchte Substrat nicht etwa weggeworfen, sondern landet in der Biogasanlage – ein Kreislauf also, bei dem nichts verschwendet wird.

 

Wie schnell die Pilze wachsen, das lässt sich bei den Kellhubers auch durch die Klimageräte steuern, denn Luftfeuchtigkeit und Temperatur lassen sich in jedem Raum individuell einstellen. „Jedes Grad kennt man: Ein Grad weniger und die Pilze wachsen langsamer.“

 

Auch nach der Ernte wird bei den Kellhubers alles vor Ort selbst gewogen, verpackt und etikettiert, die fertigen Produkte frisch ausgeliefert werden. Unterstützt werden sie bei der Verarbeitung und Lieferung vor allem aus dem Bekanntenkreis. „Die, die bei uns arbeiten, sind alle vom Dorf“, sagen sie.

 

Geliefert werden die Rottaler Edelpilze mittlerweile an um die 600 Filialen von Rewe. Daneben gibt es sie aber auch bei den örtlichen Gärtnereien, auf Märkten, im eigenen Hofladen – und in der heimischen Gastronomie. Auch im Fernsehen war der Kräuterseitling schon einmal zu Gast, erzählt Maritta Kellhuber.

 

Lecker und gesund: Der Kräuterseitling

Ursprünglich hat der Kräuterseitling, der gut für Darm und Immunsystem sei, seinen Namen davon, dass er im mitteleuropäischen Raum immer in der Nähe von Kräutern wächst. „Wenn ich ihn also für uns daheim zubereite, dann brate ich ihn gern mit Kräutern an, weil er deren Geschmack sehr gut aufnimmt. Durch seine feste Struktur ist er für viele Rezepte ideal – ich hab aus ihm schon Schnitzel, Gyros oder Burger gemacht. Besonders die Schwammerlschnitzel lieben die Kinder!“

 

Quelle: Susanne Pritscher, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Genussregion Niederbayern
Fotos: Sepp Eder

Unsere 5 Fragen

ICH VERBINDE GENUSS MIT…?

Freude, Zufriedenheit, Entspannung, es ist Mittelpunkt und wichtiger Teil des Alltags, es ist schön, wenn wir Mittag gemeinsam am Tisch sitzen und das Essen genießen.


MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…

ich einen Beitrag zur regionalen Produktvielfalt leisten möchte. Kräuterseitlinge sind unglaublich lecker, vielseitig und gesund. Jeder sollte sie mal probieren. Ich wollte regionale Kräuterseitlinge erzeugen, weil diese bisher nur aus dem Ausland kamen. Ich wollte unseren Betrieb zukunftsfähig und breit aufstellen und am besten einen eigenen Bio-Betrieb.

 

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL,…

Konkurrenz der ausländischen Produkte, die billiger produziert werden.


WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

Wünsche ich mir, dass die Verbraucher mehr Wert legen auf regionale Lebensmittel, dass unser Betrieb zukunftsfähig für die nächste Generation aufgestellt ist; dass wir regionale Produkte erzeugen und auch weiterhin als Landwirte davon leben können, dass jeder Landwirt von dem, was er erzeugt, auch leben kann und die Produkte gerecht bezahlt werden.


MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:

Informiere dich, wo Lebensmittel herkommen und kauf regionale und saisonale Lebensmittel, somit unterstützt du die regionalen Landwirte und das schmeckt man auch. Kauf, wenn möglich, unverpackt. Baue viel selber an, das macht Freude und schmeckt noch viel besser. 

KONTAKT

Maritta Kellhuber | Rottaler Edelpilze

Leitenbach 18 | 84335 Mitterskirchen

Webseite | E-Mail | Telefon | Instagram 

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus mit Unterstützung durch das Amt für Ländliche Entwicklung und den Bezirk Niederbayern.

© GENUSSREGION NIEDERBAYERN 2024  I  All Rights Reserved.