Spargel von der Natur wachgeküsst

Spargelbauerin Vroni Röll aus Sandharlanden setzt auf Sonne, Wind und Regen statt Folie.

NAME: Veronika Röll

 

SPITZNAME: Vroni

 

GEBURTSJAHR: 1989

 

GEBURTSORT: Mainburg

 

WOHNORT: Sandharlanden

 

LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN: Sandharlanden

 

GELERNTER BERUF: Floristin, Hauswirtschafterin, Weiterbildung als Landwirtin an der Abendschule

 

MEINE BERUFUNG: Alles, was ich auf meinem Hof aktuell mache: Vom Spargel- und Gemüseanbau über den Betrieb unseres Hofladens und Hofcafés mit Catering bis hin zu Getreidebau und Forstwirtschaft.

 

…ÜBE ICH AUS SEIT: 2016

 

MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER: Besonders mein Papa Alois hat mir vorgelebt und gelernt, was es heißt, auf dem Röll-Hof die Verantwortung zu tragen. Er hat mir alles Wichtige vermittelt. In hauswirtschaftlichen Belangen, im Garten und beim Gemüsebau ist meine Mama Sieglinde außerdem eine sehr gute Mentorin.

 

MEINE LEIBSPEIS ALS KIND: Käsespätzle

 

MEINE AKTUELLE LEIBSPEIS: Schokolade 

 

LIEBLINGSGETRÄNK: am liebsten einfach Wasser

 

DA KAUF ICH EIN/GEH ICH ESSEN: Was wir nicht selbst erzeugen, kaufe ich am liebsten so regional wie möglich ein. Zum Essen gehen finde ich selten Zeit, wenn, dann aber gerne bei gutem Wetter in einem der schönen Biergärten in der Gegend.

 

DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN: gute Messer und a gscheide Knetmaschine!

 

MEIN KÜCHENTIPP: selbst ausprobieren und Vorratshaltung betreiben

Frühling rund um Abensberg: Bereits seit Anfang April sind auf manchen Spargelfeldern die Arbeiter zugegen. Bei Veronika Röll im Ortsteil Sandharlanden war der 27. April 2025 im Kalender eingekreist. Seit diesem Tag sticht die junge Landwirtin gemeinsam mit ihren Helfern Spargel – und das zweimal täglich. Hochbetrieb im Hofcafé und im Hofladen inklusive. Arbeit von früh bis spät. Genau das liebt die umtriebige Chefin des Röllhofs: „Es gibt nichts Schöneres, als wenn was vorwärtsgeht.“

 

Veronika Röll (Jahrgang 1989) könnte man als Spargel-Pionierin bezeichnen. Dass die Ernte bei ihr im Vergleich zu anderen Spargelbauern erst später losgeht, hat einen Grund: Veronika Röll verzichtet komplett darauf, ihre Felder mit Folie abzudecken. Ihr Spargel darf im Einklang mit der Natur wachsen. Durch die Kraft von Wind, Sonne und Regen.  „Der Spargel wächst in der Saison bis zu zehn Zentimeter pro Tag“, erklärt die energiegeladene Landwirtin. „Nachdem wir nicht abdecken, könnte sich das Gemüse verfärben, sobald es aus dem sandigen Boden herauslugt. Um das zu verhindern, gehen wir bis zu zwei Mal am Tag raus und stechen.“

 

BR-Lebenslinien – Von der Floristin zur Spargelbäuerin:

Vroni Röll rettet den Spargelhof

 

 

Anbau von Spargel ohne Folie

Spargel wird von Hand geerntet. Das erfordert Zeit, Mühe und Fingerfertigkeit. Unterstützung findet Veronika Röll von drei treuen Erntehelfern aus Rumänien, die jedes Jahr wieder nach Sandharlanden kommen und bereits routiniert sind. Ferner sind alle anderen Mitarbeiter des Röllhofs und sämtliche Familienmitglieder in diesen Wochen stark gefordert. Lebensgefährte Harald, als Braumeister in Abensberg tätig, hält Veronika Röll den Rücken frei. Mutter Sieglinde packt genauso mit an wie Veronikas Schwester Christina, die auf einem anderen Betrieb eingeheiratet hat. Dieser Zusammenhalt ist eine wichtige Zutat des Erfolgsrezepts: „Und die Tatsache, dass unsere Betriebsgröße so überschaubar ist, dass wir das zweimalige Stechen bewältigen können.“

 

Auch wenn ihre Art des Spargelanbaus eine besonders arbeitsintensive ist – Veronika Röll steht voll und ganz dahinter. Schon ihr Vater Alois Röll hat Spargel ohne Folie angebaut. „Weil ihm das Plastikzeug auf den Feldern gegen den Strich ging“, bringt es Veronika Röll auf den Punkt. „Und ich sehe das ganz genauso. Einerseits würde man Strohhalme und Plastiktüten verbieten, aber andererseits meterweise Plastik auf den Feldern auslegen? Das geht für mich nicht zusammen.“ Wenn die Landwirtin und Hofchefin eine Überzeugung vertritt, dann ohne „Wenn“ und „Aber“.

 

Nach Tod des Vaters übernimmt Vroni Röll den Hof

Willensstärke und Durchsetzungsfähigkeit waren in den vergangenen Jahren hilfreiche Begleiter – neben all den handwerklichen und fachlichen Fertigkeiten sowie einer bodenständigen und ehrlichen  Arbeitsphilosophie, die Veronika Röll von ihrem Papa vermittelt bekam. Im März 2020 starb der Landwirt Alois Röll, nachdem er fast vier Jahre an einer Krebserkrankung gelitten hatte. Für die ganze Familie, insbesondere für Veronika, die schwierigste, aber wohl prägendste Zeit ihres Lebens. Während sie den Papa über Jahre zu Hause pflegten, verinnerlichte Veronika Röll: „Es gibt kaum etwas Wertvolleres als die Gesundheit. Sie zu schützen und zu schätzen, ist immens wichtig.“

 

Noch etwas anderes ist ihr bewusst geworden, als sich der Abschied vom Vater abzeichnete: „Ich gehöre hierher auf den Röll-Hof.“ Machte sie nach der Schule erst einmal eine Lehre zur Floristin und später zur Hauswirtschafterin, hatte Veronika mit der Diagnose des Vaters schlagartig nur noch einen Wunsch: Nach Hause kehren. So kündigte sie ihre Stelle in einem Abensberger Biergarten und stieg im Jahr 2016 daheim voll mit ein. Mit der Überzeugung, ihren Platz gefunden zu haben, führt sie seit dem Tod des Vaters den Familienbetrieb weiter – den Zweifeln mancher Skeptiker zum Trotz.

 

Damit setzt Veronika Röll eine Familientradition fort. Eine, die bereits so viele Generationen zurückreicht, dass die Rölls sie nicht mehr zählen können. „Immer schon“ habe es in Sandharlanden eine Landwirtschaft gegeben. Auch die Großeltern hatten schon einmal Versuche mit Spargel gewagt, den Anbau aber wieder eingestellt, und sich stattdessen auf ihr Milchvieh konzentriert. „Meine Eltern haben bis ins Jahr 2009 noch Milchvieh gehalten“, blickt Veronika Röll zurück. 2010 eröffneten die Rölls einen Hofladen. 2017 wurde ein zusätzliches Gebäude mit Hofcafé errichtet, über dem Veronika Röll mit Harald und Tochter Maria auch wohnt.

 

Spargelgenuss direkt am Hof

Das Hofcafé ist ein beliebter Anlaufpunkt für Genießer aller Art. Mit ihrem Team richtet Veronika Röll dort Familienfeiern aus, lädt zum Brunch ein, bewirtet Ausflugsgruppen und betreibt überdies einen Partyservice. Während der Spargelsaison von Ende April bis zum traditionellen Ende am Johannistag, dem 24. Juni, sind Hofladen und Hofcafé täglich geöffnet. Die Rölls bieten Spargelführungen an und man kann den Spargel in verschiedenen Varianten verkosten.

 

Neben weißem und grünem Spargel gibt es auch eine große Variation an frischem Gemüse und Obst aus eigenem Anbau auf dem Röll-Hof. Und jede Menge daraus hergestellte Produkte: Eingelegtes, Säfte, Sirup, Saucen, Pestos, Suppen und vieles mehr. Alles so natürlich wie möglich. Veronika Röll ist es wichtig, ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker zu arbeiten. Das schätzen auch ihre Kunden. Viele kommen aus der Region, immer wieder aber auch von außerhalb. Durch die Teilnahme an der beliebten BR-Sendung „Landfrauenküche“ und den BR-Lebenslinien ist Veronika Rölls Bekanntheitsgrad über die Abensberger Gegend hinaus gewachsen. Auf Instagram gibt sie Koch- und Backtipps. Nicht zu vergessen, dass Veronika Röll obendrein noch Getreide anbaut und Forstwirtschaft betreibt.

 

Wie man das alles schafft? „Ich bin glücklicherweise mit sehr viel PS ausgestattet“, meint Veronika Röll mit einem Lachen. Hart anzupacken – das hat ihr noch nie etwas ausgemacht. Die Landwirtin genießt es, wenn sich was rührt. Ganz frei von Sorgen ist sie dennoch nicht: „Das Thema Personalmangel beschäftigt mich. Ich bin ja auf ein verlässliches Team aus Mitarbeitern angewiesen, sei es im Café, im Büro oder auf den Feldern. Bislang geht es, aber es wird zunehmend schwieriger, Leute zu finden. Die Corona-Pandemie hat das noch einmal verstärkt.“ Hinzu kommt ein wachsender bürokratischer Aufwand, der Zeit am Schreibtisch erfordert – und dort ist Veronika Röll, wenig verwunderlich, gar nicht gern. Auch einer der Gründe, warum sie darauf verzichtet, eine Biozertifizierung anzustreben: „Wer hierher kommt, erlebt ohnehin hautnah mit, dass wir auf Frische und Natürlichkeit unserer Produkte größten Wert legen.“ 

 

Wurzeln stärken – die eigenen und auch die der Pflanzen

 

Nicht zuletzt treibt der Klimawandel Veronika Röll um. Insbesondere beim Spargel- und Gemüseanbau sind Wetterextreme eine Herausforderung, vor allem, wenn man ohne Abdeckung arbeitet. „Vor einigen Jahren ist uns infolge eines Temperatursturzes um die Eisheiligen herum der komplette Grünspargel erfroren.“ Dann die Sache mit dem Regen. Zu viel darf’s nicht sein, zu wenig auch nicht.

 

Wobei Veronika Röll da einen Tipp für andere Gärtner hat: „Je weniger man Gemüse wässert, umso weiter suchen sich die Wurzeln den Weg nach unten. Wir wässern beispielsweise unsere Tomaten ganz intensiv, ehe wir sie einsetzen. Dann aber gibt’s nichts mehr, nur noch Regen. Die Pflanze hält das aus – sie wird sogar gesünder, weil sie viel weiter in die Tiefe wächst.“

 

Veronika Röll könnte noch lange über Herausforderungen sprechen. Sie hat beschlossen, ihren Teil zu tun, um das zu fördern, was ihr eine Herzensangelegenheit ist: „Nicht immer noch mehr Wohlstand, Wachstum und Freizeitkonsum, sondern sich zurückbesinnen auf die Wurzeln und das, was wirklich zählt. Weniger ist mehr.“ Heute kann Veronika Röll mit Überzeugung sagen: Das Leben, das sie führt, macht sie glücklich. Dass die im Jahr 2024 geborene Tochter Maria später auch noch so gut und glücklich leben kann, ist Veronikas bescheidener Wunsch. Mit ihrer Philosophie als Landwirtin leistet sie täglich ihren Beitrag dazu.   

 

Quelle: Monika Bormeth, freie Journalistin im Auftrag der Genussregion Niederbayern, 2025
Fotos: Sabine Franzl

Unsere 5 Fragen

ICH VERBINDE GENUSS MIT…?

… frischen, hochwertigen Lebensmitteln.


MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…

… mich all das hier einfach sehr glücklich macht!

 

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL,…

… im enormen Personalmangel, der sich in allen Bereichen von der Landwirtschaft bis hin zur Gastronomie durchzieht, im immer stärker ausufernden Bürokratie-Aufwand und nicht zuletzt im Klimawandel.


WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

… wünsche ich mir, dass meine Tochter genauso glücklich und gut aufwachsen und leben darf, wie es mir möglich war und ist. Und ich hoffe, dass in den Kriegs- und  Krisenherden der Welt wieder Frieden einkehrt.


MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:

Zum Selbstversorger werden, soweit möglich: sei es mit einem Beet im Garten oder ein paar Töpfen auf dem Balkon. Selbst anpflanzen macht Freude und ist nachhaltig.  

KONTAKT

Vroni Röll | Hofladen und Hofcafé Röll

Waldstraße 1 | 93326 Abensberg-Sandharlanden

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