Wer sich auch im Winter möglichst regional ernähren will, setzt gern auf Lagergemüse. Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten sind viele Wochen lang haltbar, bilden eine gesunde und sättigende Basis. Für einen Frische-Kick und Frühlingsgefühle können Microgreens sorgen. Das sind junge, essbare Keimpflanzen, die man bequem zu Hause anbauen kann, auch wenn man keinen grünen Daumen und keinen Garten besitzt. Die frisch geernteten Triebe von Karotten, Rettich, Brokkoli, Radieschen und weiteren Gemüsepflanzen enthalten in konzentrierter Form alle Vitamine und Mineralstoffe, mit denen die ausgewachsene Pflanze punktet. In den USA gelten Microgreens als Megatrend, auch bei uns wächst die Nachfrage daran. Das „junge Grün“ schmeckt anders als die spätere Pflanze, lässt aber meist deren Aroma bereits erkennen. Viele Menschen lieben Microgreens aufs Butterbrot oder im Salat. Darüber hinaus eignet sich das „junge Grün“ hervorragend als essbare und gesunde Deko.

Ihre Vorzüge wissen nicht nur Spitzenköche, sondern auch immer mehr bodenständige Wirtshäuser in Niederbayern zu schätzen. Christoph Helm (34) und Valentin Stroh (32) von der Triebwerk GbR in Passau können ihnen helfen: Mit Kresse von mehr als 20 verschiedenen Sorten Gemüse, Kräutern und anderen essbaren Pflanzen –  einem absoluten Nischenprodukt. 2021 haben sie in der Passauer Innenstadt ihren landwirtschaftlichen Betrieb gegründet. Mittlerweile sind sie mit ihrer Produktionsstätte an den Stadtrand gezogen. Aber nicht etwa in ein Gewächshaus, wie man vermuten könnte, sondern in einen ehemaligen Kuhstall.  

In ihrer „Indoor-Farm“, wo Christoph Helm und Valentin Stroh Temperatur, Bewässerung und (künstliches) Licht selbst steuern können, gedeihen die verschiedenen Kresse-Sorten am besten und zuverlässigsten.  Wie Mini-Felder wachsen sie in den aktuell 16 Regalen heran, leuchten hellgrün, rot und violett aus den flachen Schalen heraus. Und so appetitlich, wie sie aussehen, sind sie auch, denn: Dünger und Pflanzenschutzmittel kommen nicht zum Einsatz.

Wenn man genau hinsieht, fällt auf: Im Gegensatz zur „normalen“ Gartenkresse entwickeln Kräuter wie Zitronenmelisse, Anis und Basilikum von Anfang an die Blattformen, die man vom ausgewachsenen Stadium kennt – nur als Miniaturen. Die größten Blätter hat Kapuzinerkresse, von der man auch die Blüten essen kann. 

Sobald die Blumen- bzw. Gemüse-Keimlinge 1 bis 5 Wochen nach der Aussaat die gewünschte Höhe von plus/minus 5 Zentimetern erreicht haben, können sie geerntet werden. Die Triebwerk-Jungs und ihre Helfer liefern sie mitsamt der Schale an Gastronomen in Passau und im ganzen Bayerischen Wald aus. „Immer alles frisch zu haben, ist eine logistische Herausforderung. Man muss genau überlegen, wann man was nachpflanzt, um es dann zum vereinbarten Lieferzeitpunkt verwenden zu können“, erklärt Christoph Helm, „früher haben unsere Kunden Kresse z.B. aus Holland bezogen. Jetzt sind sie froh, Kresse aus der Region kaufen zu können.“

Im Hauptberuf arbeitet der studierte Gartenbauingenieur als Leiter der Qualitätssicherung beim Ökologischen Anbauverband Biokreis e.V. in Passau. Nebenbei genießt es der 34-Jährige, mit den Händen etwas zu tun und die Pflänzchen beim Austreiben zu beobachten. Mit ihren langen, einzelnen Haaren sehen Erbsentriebe am spektakulärsten aus. „Sie sind ein Hingucker auf jedem Teller und bei den Gastronomen am meisten gefragt“, erklärt Christoph Helm. Auch Privatleute können beim Triebwerk einkaufen: Auf dem Wochenmarkt im Klostergarten Passau, jeden Freitag von 7 bis 12 Uhr, sowie ab Hof in Wörth 6, 94034 Passau (Selbstbedienungskasse).

Quelle: Simone Kuhnt, freie Journalistin aus Passau, im Auftrag der Genussregion Niederbayern