Purer Genuss von Apfel bis Zwetschge

Eine beeindruckende Zahl von schätzungsweise 5.000 Lokalsorten bietet einen unfassbaren Fächer an Geschmacksrichtungen. Der Bayerische Streuobstpakt zielt darauf ab, dieses kostbare Natur- und Kulturerbe zu fördern „Streuobst für alle“.

Regionalität. Vielfalt. Echt leben!
Viele Faktoren sind hier wichtig. Das höhere Bewusstsein für Herkunft und Qualität wird durch Regionalität ebenso abgedeckt wie der Wunsch nach Nähe und Vertrauen zum Erzeuger. Streuobstwiesen sind ein Musterbeispiel dafür, wie ökologische Bewirtschaftung im Einklang mit Mensch, Pflanze und Tier gelingen kann. Sie stehen für Artenvielfalt vom Boden bis zur Frucht.
Streuobst "MehrWert"
Die UNESCO hat den Streuobstanbau in Deutschland als immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Der Bayerische Streuobstpakt zielt darauf ab, dieses kostbare Naturund Kulturerbe zu fördern. Er basiert auf ein umfassendes Maßnahmenkonzept, das von 30 ExpertInnen gemeinsam mit dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium erarbeitet wurde. So sollen z.B. bis 2035 eine Million Streuobstbäume neu gepflanzt werden. Die Pflanzung eines Baumes kann über das Programm „Streuobst für alle“ mit bis zu 45,- € bezuschusst werden.
Ökologisch wertvoll
Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen in Europa. Sie bieten Lebensräume für viele Insekten, Vögel, Kleintiere und andere Pflanzen. Kaum zu glauben, aber wahr: Eine einzige Streuobstwiese kann bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Streuobstwiesen sind damit auch „Trittsteine“ für den Artenerhalt in oft intensiv bewirtschafteter Umgebung.
Damals & heute
Obst nimmt einen besonderen Stellenwert in der Geschichte ein: Vor der Einführung und Verarbeitung von Zuckerrüben war "die weiß rieselnde Süße" ein teurer Luxus. Apfel- und Birnenkerne wurden bereits in den Behausungen der Jungsteinzeit gefunden. Damals waren die Früchte noch klein, hart und sauer. Dass wir heute in große, saftige und süßschmeckende Früchte beißen dürfen, haben wir den Ägyptern zu verdanken.
Previous slide
Next slide

DAS KLEINE A BIS Z DER KONSERVIERUNG

Dörren

Der Wassergehalt sinkt auf unter 14 Prozent. Von Volumen und Gewicht bleiben 10 – 20 Prozent. Das Aroma verändert sich leicht, aber Vitamine und Mineralstoffe sind weitgehend erhalten. Das Dörren sollte schonend und langsam bei 30 – 70 Grad erfolgen. Verschlossen im Glas oder dunkel in brauner Papiertüte kann Dörrobst lange aufbewahrt werden.

Brennen

In Niederbayern gibt es zahlreiche Brennereien, die Streuobst zu hochwertigen Obstlern veredeln. Ein Stamperl darf ganz ohne schlechtes Gewissen genossen werden. Für den Brennvorgang wird Maische (bestehend aus gemusten und vergorenen Früchten) benötigt. Nur vollreifes Obst von bester Qualität eignet sich. Wer kein Brennrecht besitzt, kann seinen eigenen Brand bei einer Lohnbrennerei herstellen lassen.

Einfrieren

Generell gilt: Früchte mit intensiverer Färbung wie z.B. Zwetschgen oder Pfirsiche eignen sich besser zum Einfrieren als Äpfel, Birnen oder Aprikosen. Wichtig ist zudem, dass das Obst reif, aber nicht überreif ist. Da Obst durch das Einfrieren an Knackigkeit verliert, sind Kühltruhe oder Gefrierschrank zu empfehlen, wenn das Obst im Anschluss z.B. zu Mus weiterverarbeitet werden soll.

Einlagern

Die ideale Temperatur liegt bei 2 - 7 Grad und die Luftfeuchtigkeit nicht über 80 - 90 Prozent. In hölzernen Apfelstiegen einlagern und mit Stiel nach unten aufbewahren. Achtung: Sommerobst kann kaum gelagert werden . Herbstobst hält bis etwa Weihnachten. Wintersorten erfreuen mit Nachreifungszeit oft bis zum Frühling. Lagertipp: Nie Äpfel zu anderen Obst- und Gemüsesorten legen. Ihr Reifegas Ethylen verkürzt deren Haltbarkeit.

Einkochen

Einkochen ist für Streuobst ideal. Dadurch entsteht ein herrlich aromatisches Kompott. Obstarten wie Pfirsiche, Aprikosen oder Pflaumen, deren Haut durch das Kochen leicht ledrig wird, werden zuerst kurz blanchiert. Dann lässt sich die Haut mit einem Küchenmesser leicht abziehen.
Mehr darüber gibts hier...

Fruchtleder

Fruchtleder ist köstlich und geht recht einfach. Einwandfreie Früchte werden von Schale und Kernen befreit und zum Mus gekocht. Durch ein Sieb gestrichen und weiter reduziert entsteht eine weiche Paste. Maximal fingerdick auf Backpapier gestrichen darf das „Leder“ bei Zimmertemperatur trocknen, bis es sich als zähes Blatt abziehen lässt.

Keltern

Auch Fallobst oder leicht angeschlagene Früchte sind zu gut zum Wegwerfen. In der Regel ergibt 1 Zentner ca. 35 Liter Saft. Ganz wichtig: Vor dem Pressen das Obst gründlich waschen, faule Stellen ausschneiden. Das Fallobst kann man in kleinen Keltereien oder Obstpressen von Gartenbauvereinen kostengünstig entsaften lassen. Kleinere Mengen lassen sich auch einfach mit entsprechenden Entsaftern, Zentrifugen oder Pressen für den Haushalt gewinnen.

Marmelade und Gelee

Das Streuobst schälen, entkernen und klein schneiden. Mit dem Mixer werden die Stücke zerkleinert und diese nach Rezept eingekocht. Für Gelee wird der Saft benötigt. Die Gelierprobe verrät, ob die Mischung passt. Selbst ganz auf Zucker zu verzichten ist möglich. Dazu muss Obst bis zu 30 Minuten eingekocht werden. Je besser ausgereift Früchte sind, desto leichter gelieren sie ohne Zusatz.

Mosten

Es werden typischerweise vollreife, säuerliche Äpfel oder Birnen verwendet. Das Obst wird gewaschen, zermaischt und gepresst. Der Saft fließt durch ein Sieb in ein luftdichtes Fass oder einen Gärballon mit Gärspund. Ob Reinzuchthefe verwendet wird oder man die Gärung den auf Obst natürlich vorkommenden Hefen überlässt – da scheiden sich die Geister! Auf jeden Fall steht fest: Ohne penible Hygiene kein Genuss!

HOCHBURGEN DES STREUOBSTES

Zu gut für die Tonne

Wer in der Region und möglichst in Bio-Qualität einkauft, der kann auch aus Schalen oder anderen Fruchtbestandteilen noch wunderbare Produkte herstellen. Die Hobbywerkstatt oder Großmutters  Hausapotheke hält oft überraschende Mittel parat,

z.B. hier dargestellt der Apfelessig, mit eingelegten Apfelresten.

Retten, was wertvoll ist!

Ob gesunder Apfelschalentee, Kirschkerne unverzichtbare Hausapotheke, Kirschgummi Lutschen bei Halsschmerzen, Kirschstielentee bei Husten, aus Zwetschengenkernen Amaretto zaubern, mit Quittenschleim Hustenreiz lindern, mit Walnussschalen den Grill anheizen und vieles mehr.

Echt "poly-phenolomenal"

Prof. Dr. Dieter Treutter († 2016) von der Technischen Universität München in Freising-Weihenstephan fand heraus, dass sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole bedeutende Inhaltsstoffe im Apfel darstellen. Je höher ihr Gehalt, desto verträglicher ist der kernige Typ in der Regel für Allergiker. Daneben werden den Polyphenolen entzündungshemmende Wirkungen und verminderte Fettablagerungen in Blutgefäßen zugerechnet.

Verstreut & abgebrockt

Auf einer Streuobstwiese wachsen verschiedenartige hochstämmige Obstbäume unterschiedlichen Alters. Der Pflanzabstand ist großzügiger als auf einer Obst-Plantage. Traditionell wird auch Vieh auf Streuobstwiesen gehalten. Alternativ wird darauf geachtet, die Wiese lediglich ein- bis zweimal im Jahr zu mähen. Das gewonnene Heu dient als sogenannte Unterkultur als Futter für das Vieh.

UNSERE LIEBLINGS-STREUOBSTREZEPTE

Kulinarische Reise
nach Niederbayern

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus mit Unterstützung durch das Amt für Ländliche Entwicklung und den Bezirk Niederbayern.

© GENUSSREGION NIEDERBAYERN 2024  I  All Rights Reserved.