Mit viel Handarbeit und Vielfalt zum Erfolg

Birte Carstensen und Martin Straub und ihr Biohof Häng in Frauenau

NAME: Birte Straub

 

GEBURTSJAHR: 1989

 

GEBURTSORT: Hamburg

 

WOHNORT: Frauenau

 

LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN:  auf einem Schachten

 

GELERNTER BERUF: Biochemikerin und Master Ökologische Landwirtschaft

 

MEINE BERUFUNG: Gemüse und Obst so erzeugen, dass es eine Bereicherung für Mensch und Natur ist

 

…ÜBE ICH AUS SEIT: 2019

 

MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER:

So manche Professoren, die Landwirte bei denen ich Praktika gemacht habe (z.B.Robin vom Hof Tangsehl), die vielen anderen Ideologen im ökologischen Gemüsebau

 

MEINE LEIBSPEISE ALS KIND: vegetarische Spinat-Lasagne

 

MEINE AKTUELLE LEIBSPEISE: wechselt nach Saison oder immer noch Lasagne und Pizza

 

LIEBLINGSGETRÄNK: Kräutertee

 

DA KAUFE ICH EIN / DA GEHE ICH ESSEN: im Erdkeller/Im Haus zur Wildnis in Ludwigsthal oder im Re(h)serviert in Frauenau

 

DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN: Kräuter und Olivenöl

 

MEIN KÜCHENTIPP: was Schönes oder Interessantes beim Waschen und Schneiden von Gemüse hören

Der Biohof „Häng“ liegt im Ortsteil „Häng“ in Frauenau. Hier, umgeben von viel Wald, wuchs Martin Straub auf und entdeckte früh seine Leidenschaft für Bäume und später für Obstbaumschnitt. „So hat’s eigentlich angefangen“, blickt der heute 30-Jährige zurück. Er studierte in Freising Gartenbau, doch ein Praxissemester in einer großen konventionellen Gärtnerei in den USA machte ihn bewusst: „Giftspritzerei taugt mir gar nicht.“

 

Deshalb ging er nach Witzenhausen (Hessen), wo von der Uni Kassel, das einzige rein ökologisches Agrarstudium angeboten wird. Hier lernte er auch Birte kennen, die nach ihrem Biochemie-Studium etwas Abwechslung von Labor und Computer suchte. Nach sechs Monaten auf diversen Höfen hatte sie die Leidenschaft für die Landwirtschaft gepackt und sie ging auch nach Witzenhausen zum Studieren. Der Traum: eine solidarische Landwirtschaft und mit anderen zusammen Grund und Boden bewirtschaften. Da hatte sie mit Martin, der selbst von einem Selbstversorgerhof in Frauenau träumte, genau den Richtigen erwischt.

 

Die gebürtige Schleswig-Holsteinerin ging mit Martin in den Bayerischen Wald, wo sie nun seit 2018 den Biohof „Häng“ betreiben. Die beiden begannen den sprichwörtlichen Boden für ihr Vorhaben zu bereiten. „Es ist nicht viel, aber für das, was wir machen, reicht es“, meint Martin. Das liegt auch daran, weil die beiden genau wissen, wie sie mit dem Boden umgehen müssen, damit er auch über Jahre hinweg ertragreich bleibt. Immerhin ist der Boden ihr Kapital, auf dem alles aufbaut.

 

Vor allem eine „weite Fruchtfolge“ ist dabei ausschlaggebend. Das heißt, frühestens nach fünf Jahren darf auf demselben Beet wieder die gleiche Sorte wachsen. Je vielfältiger die Bepflanzung, desto nährstoffreicher ist die Erde. „Wir waren erstaunt, wie gut das klappt. Wir haben kaum Schädlinge, noch nicht einmal besonders viele Schnecken.“ Dennoch gibt Martin zu, dass es durchaus fordernd ist. Früher waren in diesen Höhenlagen des Bayerischen Waldes Kleinbauern üblich, die ein paar Tiere hatten und Kartoffeln anbauten. „Auf 800 Metern aber 50 verschiedene Gemüsesorten anzubauen, ist schon eine Aufgabe.“ Schließlich habe jede Sorte andere Bedürfnisse – und die muss man erst einmal kennen.

 

Doch es scheint, dass auch genau diese Herausforderungen, die beiden Biogärtner besonders reizt. „Wir bauen auch Dinge an, die man gar nicht oder nur selten kaufen kann.“ Mit Topinambur oder Haferwurzel überraschen sie dann die experimentierfreudigen, regionalen Gastronomiebetriebe, von denen immer mehr beim Biohof Häng einkaufen. Außerdem sind mittlerweile rund 45 Privatabnehmer aus dem Umkreis Kunden. Sie bekommen wöchentlich oder alle 14 Tage eine Gemüsekiste aus Frauenau und schätzen nicht nur die Produktqualität, sondern auch die Philosophie von Martin und Birte.

 

„Wir arbeiten nach dem ‚Market Garden System‘, einer aus Kanada stammenden, modernen Art des Bio-Gemüseanbaus“, erklärt Martin. Hier kommen fast keine Maschinen zum Einsatz und dennoch ist der Ertrag auf der gleichen Fläche – verglichen mit einem Bauer, der Maschinen einsetzt – höher. Das Geheimnis liegt in der Abwechslung und der Vielfalt – und in der Handarbeit. Zum Gemüseanbau kamen auch noch 35 Hühner hinzu, deren Eier ebenso verkauft werden wie die Früchte von hunderten verschiedenen Obstbäumen und -sträuchen.

 

Im Jahr 2021 kam dann ihr Sohn Felix auf die Welt und 2022 bekam Martin einen Vollzeitjob im Landratsamt als Kreisfachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege. Der Biohof Häng musste 2023 deshalb erstmal kürzertreten. 2024 geht es jetzt wieder richtig los mit 2 Angestellten in Teilzeit. 

 

 

Dass mit der Genussregion Niederbayern nun auch überregional mehr Schwung in das Thema Regionalvermarktung heimischer Lebensmittel kommt, finden Birte und Martin „sehr cool“. „Wir alle sehen ja, dass es so, wie es im Großen läuft, nicht dauerhaft weitergehen kann. Gerade die kleinen Betriebe brauchen Unterstützung durch solche Initiativen. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ 

 

 

Manuela Lang 2022, Häng bei Frauenau, aktualisiert März 2024

Unsere 5 Fragen

ICH VERBINDE GENUSS MIT…

Zeit zum Essen und verschiedene Geschmacksrichtungen in einer leckeren Verbindung.


MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…

ich schon immer einen kleinen Moralapostel im Kopf hatte und die großen Fragen: Macht meine Arbeit Sinn? Tue ich anderen damit etwas Gutes?

 

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL,…

im Zeitmanagement. Ich möchte viel draußen arbeiten und eine liebe Mama sein und ein sauberes und ordentliches Zuhause haben.


WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

das weiß ich nicht genau…


MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:

Iss frischer!  Auch mal das Unkraut vor der Nase (Brennnessel, Löwenzahn, Giersch, Sauerampfer…) und kauf weniger (insbesondere Obst und Gemüse) im Supermarkt. Lieber direkt vom Bauern. Entweder dem in der Nachbarschaft oder z.B. über Corwdfarming. Oder baue selber etwas an! Weniger Transporte in Großlager und weniger Vitaminverlust durch lange Lagerung.

KONTAKT

Biohof Häng  | Oberlüftenegg 6 | Frauenau | 09926 1803440

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