Die Menschen wieder auf den Geschmack des Streuobstes bringen

MARIA GRUBER | NIEDERBAYERISCHES STREUOBSTKOMPETENZZENTRUM 

NAME: Maria Gruber

 

GEBURTSJAHR: 1956

 

GEBURTSORT: Lalling

 

WOHNORT: Lalling

 

LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN: Lalling

 

GELERNTER BERUF: Arzthelferin

 

MEINE BERUFUNG: zurück zu den Wurzeln – Streuobstbäuerin

 

…ÜBE ICH AUS SEIT: 2006

 

MEIN MENTOR UND LEHRMEISTER: meine Eltern

 

MEINE LEIBSPEISE ALS KIND: Kartoffelsalat von Mama

 

MEINE AKTUELLE LEIBSPEISE: Apfelstrudel

 

LIEBLINGSGETRÄNK:  Apfelschorle

 

DA KAUFE ICH EIN / DA GEHE ICH ESSEN: regional / kaum, koche lieber selbst

 

DAS DARF IN MEINER KÜCHE NICHT FEHLEN:

Obst und Gemüse

 

MEIN KÜCHENTIPP:

Versuchen, regionale Produkte attraktiv zu kochen

Maria Gruber ist auf den Streuobstwiesen im Lallinger Winkel aufgewachsen. Heute erkennt sie nicht nur jede Apfelsorte auf ihren Wiesen am Geschmack, sondern setzt sich auch leidenschaftlich dafür ein, dass die Vielfalt an Streuobst erhalten bleibt.

 

Das Thema Streuobst war in Maria Grubers Kindheit eigentlich immer präsent. Meine Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb, da gehörten Streuobstwiesen einfach dazu“, erzählt Maria Gruber. Als Kind verbindet Maria Gruber die Streuobstwiesen aber nicht nur mit Vergnügen, sondern vor allem auch mit viel Arbeit – gerade im Spätsommer. Bei jedem schönen Wetter war die Familie draußen auf den Wiesen zur Ernte – traditionell mit der Hand, denn Erntemaschinen besaßen sie nicht. „Los ging es mit dem Ernten eigentlich schon im August, da gabs die Frühäpfel wie den Kornapfel, dann ist der Jakob-Fischer und später die Gravensteiner, bis es Zeit für die Lageräpfel wurde.“

 

Gern erinnert sie sich aber daran, wie ihre Mutter früher die Äpfel verarbeitet hat. „Sie hatte am Holzofen einen riesigen Degel voll Äpfel, aus denen sie Kompott gemacht hat. Am Anfang wurde dann der Tee abgeseiht, Schalen blieben dran, nur das Kerngehäuse kam weg.“ So gut wie alles wurde verwertet, eingekocht, gelagert.

 

So richtig zu schätzen lernte Maria Gruber das Streuobst aber erst wieder, als sie nach über 20 Jahren weg von Lalling wieder in ihre Heimat, der „Obstschüssel des Bayerischen Waldes“, zurückkehrt. „Wenn du wieder jeden Tag die Streuobstwiesen vor Augen hast, hast du einfach einen anderen Bezug dazu und merkst, wie vielfältig es ist. Ich kann zum Beispiel jeden Apfel von meiner Wiese blind verkosten und weiß, welche Sorte es ist.“

 

Seit über 1.200 Jahren wird im Lallinger Winkel schon die Obstbaumzucht betrieben – Maria Grubers Streuobstwiese ist die älteste in der Gemeinde. Manche ihrer Bäume sind bereits 120 oder gar 130 Jahre alt. Darauf ist die 2. Bürgermeisterin von Lalling schon stolz, die etwa 20 verschiedene Apfelsorten auf ihrer Wiese zählt, daneben noch Birnen, Zwetschgen und ganz wenig Kirschen.

 

Wertschöpfung und Wertschätzung für das Lallinger Streuobst

Ihre wiedergewonnene Leidenschaft für die Streuobstwiesen ihrer Heimat machen ihr bald aber vor allem eines klar: Das Kulturgut des Lallinger Winkels bedarf Pflege, sonst verschwindet es irgendwann von der Bildfläche. „Das war für mich dann schon ein Knackpunkt, bei dem ich mir gesagt habe: Da müssen wir was unternehmen. Das ist eine Kulturlandschaft, die es schon über hundert Jahre gibt. Die kann man nicht so gehen lassen.“

 

Aus diesem Grund setzt sich die Lallingerin immer wieder dafür ein, dass das Streuobst nicht in Vergessenheit gerät. Zusammen mit um die 20 weiteren Bauern aus der Region hat sie bereits vor Jahren eine Interessensgemeinschaft gegründet, die Apfelsaft aus ihrem Fallobst herstellt. Dafür haben sie sich zusammen mit der Kelterei Künzing, die ihren Saft presst, biozertifizieren lassen. Der Saft mit eigenem Logo wird nicht nur in Lalling, sondern auch Handel verkauft. „2022 hatten wir zusammen etwa 50 Tonnen Fallobst. Das ergibt etwa 30.000 Liter“, erklärt Maria Gruber.

 

Gründung des Streuobstkompetenzzentrums

Für Maria Gruber und ihren Mann Peter war die Gründung der Interessensgemeinschaft bald nur der Startschuss für etwas noch Größeres. „Wir wollten ja die Wertschöpfung unseres Kulturguts erhalten und Wertschätzung dafür schaffen. Dabei ging es uns nicht nur um die Pflanzen, sondern auch um deren Pflege, die Nachhaltigkeit und die Vermarktung des Streuobstes. Es ist ja ein langer Weg, bis man den Apfel auf dem Tisch hat.“

 

Dafür gibt es inzwischen das niederbayerische Streuobstkompetenzzentrum Lallinger Winkel e.V., das im Juli 2023 offiziell gegründet wurde. „Unsere Schwerpunkte sind die Bildungsarbeit, die Biodiversität und die Vermarktung. Aber auch die Pädagogik ist mir sehr wichtig, dass man den Kindern die Streuobstwiesen wieder näherbringt“, sagt Maria Gruber.

 

Am Streuobstkompetenzzentrum können sich Interessierte auch zu einem zertifizierten Streuobstwiesenberater ausbilden lassen. „Wer bei uns die Prüfung erfolgreich ablegt, der darf dann auch Fördermöglichkeiten anbieten, beratende Tätigkeiten ausüben – oder auch geförderte Baumschnittmaßnahmen durchführen“, erklärt Maria Gruber.

 

Streuobst bei Festen und Aktionswochen im Mittelpunkt

Im Lallinger Winkel gibt es neben vielen kleineren Veranstaltungen das ganze Jahr über drei große Feste, bei denen das Streuobst im Mittelpunkt steht, nämlich bei den beiden Apfelmärkten im Oktober in Hunding und in Lalling. Am 25. Mai findet außerdem das Mostfest in Lalling statt, das in diesem Jahr erstmals mit den Lallinger Mostwochen ab dem 1. Mai eingeläutet wird. In dieser Zeit stehen in verschiedenen Gasthäusern besondere Mostschmankerl auf der Speisekarte.

 

Initiiert hat die Aktion die Genussregion Niederbayern zusammen mit Maria Gruber und drei Gastronomen aus dem Lallinger Winkel, um das Streuobst wieder mehr in der heimischen Gastronomie zu verankern und zu zeigen, dass die wahren Schätze oftmals direkt vor der eigenen Haustür wachsen.

 

Und welche ihrer Apfelsorten ist eigentlich Maria Grubers größter Schatz? „Für mich ist das der Tiroler, weil er nicht zu groß ist, hat ein rotes Bäckchen, wenn er auf der Sonnenseite ist, ist aber normal ein grün-gelblicher Apfel mit leichten Punkten und im Geschmack angenehm süß-saftig. Aber wenn du ihn ganz frisch ist, hat er trotzdem die nötige Säure.“

 

Quelle: Susanne Pritscher, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Genussregion Niederbayern, Lalling 2024

Unsere 5 Fragen

ICH VERBINDE GENUSS MIT…

einer Geschmacksexplosion im Mund mit allen Sinnen.


MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…

ich mich bewusst ernähren will, die Wertschätzung gegenüber der Natur bewahre und die Regionalität schätze.

 

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL,…

das Bewusstsein zu schaffen, man braucht nicht viel, aber ich möchte das nutzen, was es gibt. Keine Verschwendung von Lebensmitteln und vor allem Wasser.

 


WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

mit Verstand Altes bewahren und Neues erforschen.


MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:

Ressourcen schonen, bewusst mit der Natur umgehen, nicht verschwenderisch sein, aber auch das Leben mit allen Facetten genießen.

KONTAKT

Maria Gruber | Niederbayerisches Streuobstkompetenzzentrum Lallinger Winkel e.V.  

Hauptstr. 10 94551 Lalling| 09904 374

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