Solidarische Landwirtschaft (Solawi)
STECKBRIEF
NAME DER INITIATIVE/ORGANISATION:
Regionalkollektiv Landshut
GRÜNDUNGSJAHR:
2019
STANDORT/ADRESSE:
Schwaigerstraße 77a, 84034 Landshut
PHILOSOPHIE:
Ökologisch, solidarisch, regional, saisonal und sozial für Landshut und Umgebung
ZAHL DER MITGLIEDER/MITGLIEDSCHAFT:
über 200
AUFBAU UND STRUKTUR:
Genossenschaft
WAS WIR HERSTELLEN:
Der Fokus liegt auf Gemüse, aber seit Herbst 2022 gibt es im Landshuter Westen auch eine Streuobstwiese
Schon 2018 entstand die Idee für eine eigene SoLaWi (solidarische Landwirtschaft) in den Köpfen einiger Landshutern: Sie wollten unbedingt ihr eigenes, biologisch angebautes Gemüse in ihrer Umgebung anbauen. Eine davon war Evi Hierlmeier. Sie war auch mit dabei, als diese Überlegung Wirklichkeit wurde und 2019 das Regionalkollektiv Landshut als Genossenschaft gegründet wurde. „Eine Genossenschaft schien für unser Vorhaben genau das Richtige zu sein, um gleichberechtigte Entscheidungen treffen zu können und die Produkte anteilig verteilen zu können“, ist Evi Hierlmeier überzeugt.
Und seit 2019 hat sich einiges getan. Aus einem kleinen Acker ohne Infrastruktur und Bewässerung 30 Km Kilometer außerhalb von Landshut wurde durch viele glückliche Umstände eine sieben Hektar große Fläche im Landshuter Westen, samt Packraum, Lager und Folientunnel. Und das Beste daran: Der Acker ist fruchtbares Gebiet. „Das sind wirklich die optimalen Bedingungen für uns“, stellt die Betriebsleiterin Iveta Stefanides fest.
Arbeit gab und gibt es immer noch genug! In den letzten Monaten investierten die Genossen intensiv, sodass bereits auf 1,5 Hektar eine richtige Gärtnerei entstanden ist – mit automatisiertem Bewässerungssystem und eigenem Brunnen, Stromversorgung, ein Lagerraum wurde geschaffen und ein Folientunnel erbaut. Neben einigen Teilzeitkräften und ehrenamtlich Engagierten, arbeitet ein Gärtner in Festanstellung.
„Ein besonderer Glücksfall war dabei, dass wir den Jahrgangsbesten Biogärtner, der im letzten Jahr seine Ausbildung abgeschlossen hat, von uns überzeugen konnten“, freut sich Evi Hierlmeier. Denn auch wenn SoLaWi Gärtner ein echter Traumjob ist, er stellt hohe Anforderungen. Denn es gilt alle Kulturen, die in der Region wachsen anzubauen – beim Regionalkollektiv sind das derzeit über 50 verschiedenen Gemüsesorten.
Aber auch Obst soll in den kommenden Jahren immer mehr integriert werden. Deshalb hat die Genossenschaft 2022 in eine Streuobstwiese investiert und so einige heimische Obstbäume im Landshuter Westen gepflanzt. „10 Jahre wird es aber schon noch dauern, bis wir für unser Kisten ernten können“, meint Iveta Stefanides nachdenklich. Am liebsten wäre es ihr natürlich, wenn man schon im nächsten Jahr die ersten Apfelkisten von den eigenen Bäumen füllen könnte.
Alles, was das Regionalkollektiv bisher nicht selbst anbauen bzw. ernten kann, das bezieht es von anderen Bio-Bauern aus der Region, mit denen ein partnerschaftliches Verhältnis besteht. „Zum Beispiel können wir aktuell noch keine Kartoffeln anbauen, weil uns die Spezialgeräte für die Ernte fehlen. Und die kosten auch so einiges“ erklärt Iveta Stefanides. „Wir beziehen deshalb einige komplizierte Gemüsesorten von Partnern aus der Region und versorgen damit unsere Genossinnen und Genossen“.
Aber gerade dadurch, dass nicht jedes Gemüse zu jeder Zeit zur Verfügung steht, wird der Speiseplan und das Essverhalten viel kreativer und fördert die Lust am Kochen, davon sind beide überzeugt. Was viel wichtiger ist: Das Regionalkollektiv-Gemüse ist zu 100 Prozent regional, saisonal, ohne Pestizide und Kunstdünger angebaut und immer ganz frisch.
WIE KOMME ICH ZU EINER GEMÜSEKISTE VON EUCH?
Um Gemüse beim Regionalkollektiv beziehen zu können, muss man Genosse/Genossin im Regionalkollektiv sein. Dafür muss jedeR Genosse/Genossin mindestens 2 Anteile à 100 € an der Genossenschaft erwerben. Dieses Geld bietet eine gute Investitionsgrundlage für die ganze Genossenschaft. Den laufenden Betrieb finanzieren aber die Gemüsekisten, die die Genossen wöchentlich beziehen können. Je nach Größe bezahlt man dafür dann zwischen 18 und 34 Euro. Ein Preis, der in regelmäßigen Abständen von allen Kistenbeziehenden bestimmt wird.
WIE VIELE KISTEN PACKT IHR AKTUELL?
Derzeit packen wir insgesamt ca.120 Kisten voll mit regionalen Köstlichkeiten.
WAS IST EURE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG DERZEIT?
Obwohl die regionalen und saisonalen Lebensmittel während Corona einen ziemlichen Boom erfahren haben, fehlt dennoch bei den meisten Menschen noch immer die Wertschätzung für unsere heimischen Lebensmittel, die vor unserer Haustüre wachsen. Viele haben noch nicht verstanden, dass man durch einen etwas höheren und vor allem fairen Preis regionale Lebensmittel, frei von Pestiziden, dafür voller Geschmack erwerben kann. Und wieviel Arbeit dahinter steckt“. Und auch wenn das Konzept „SoLaWi“ in ganz Deutschland immer bekannter wird – alle Landshuter*innnen kennen das Regionalkollektiv noch nicht.
WAS IST FÜR EUCH TYPISCH NIEDERBAYERISCH?
Hinter Niederbayern und vor allem den Niederbayerischen Direktvermarkter versteckt sich eine ziemliche Vielfalt. Und eigentlich sind die Niederbayer auch nicht so muffelig, wie es ihr Image vorsieht. Ein typisch Niederbayerisches Rezept sind für uns die Maultaschen aus Kartoffelteig, mit denen uns eine Genossin auch gerne versorgt.
WAS WÜNSCHT IHR EUCH FÜR DIE ZUKUNFT?
Wir wünschen uns, dass es mehr und mehr Leuten klar wird, dass die Schnäppchen Angebote im Discounter nicht die Realität darstellen. Und dass mehr Leuten das Produkt wirklich wichtig ist, wichtiger als der Preis, denn billig geht nur, wenn die Angestellten nicht fair bezahlt werden. Das Gemüse, das hier vor Ort wächst und mit so viel Hingabe angebaut wird, hat viel mehr Wertschätzung verdient. Es muss mehr Leuten bewusst werden, dass diese Lebensmittel es wert sind, dass sie besser schmecken, gesund sind und dass alternative Landwirtschaft ein wichtiger Teil der Klimawende ist.
KONTAKT
Regionalkollektiv Landshut | Iveta Stefanides, Evi Hierlmeier (Gründungsmitglieder) | info@regionalkollektiv.de | https://regionalkollektiv.de
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