Pomologe mit Biss

JÜRGEN POMPE

STECKBRIEF

GEBURTSJAHR: 

1966

GEBURTSORT:
Mallersdorf

WOHNORT:
Neufahrn in Niederbayern


LIEBLINGSORT IN NIEDERBAYERN: 
Meine Streuobstwiesen und mittlerweile auch Lalling


GELERNTE BERUFE:
Maschinenbauer

MEINE BERUFUNG:

Pomologe und Imker

 

ÜBE ICH AUS:

mindestens seit 35 Jahren

MENTOR UND LEHRMEISTER:

der ehemalige Kreisfachberater im Landkreis Landshut Manfred Obst

 

MEINE LEIBSPEISE ALS KIND:

Dampf- und Rohrnudeln, aber auch alle Arten von Schnitzel

 

AKTUELLE LEIBSPEISE:

Dampfnudel mit aufgekochtem Dörrobst dazu. Oder generell Obst statt Kartoffeln zum Fleisch.

 

LIEBLINGSGETRÄNK:

als Kind kalter Pfefferminztee, jetzt bin ich mehr der Biertyp

 

DA KAUF ICH EIN/DA GEH ICH ESSEN:

Einkauf auf Wochenmärkten und bei Direktvermarktern aus der Umgebung. Ich war in den letzten 20 Jahren in keinem Discounter oder Supermarkt. Essen gehen kommt bei mir nicht oft vor. Dann gerne „die Welt“ probieren, also Chinesisch, Italienisch, Griechisch…

 

DAS DARF IN DER KÜCHE NICHT FEHLEN:

meine Frau, frisches Obst und Gemüse, nicht unbedingt Bio-Qualität, aber von mir bekannten Erzeugern, wenn ich es nicht selbst anbaue.

 

DEIN KÜCHENTIPP:

sich umsehen, es gibt so viele kleine Erzeuger aller Art in der Umgebung. Hier bekommt man beste, regionale und frische Ware. Dann macht das Zubereiten von Speisen gleich mehr Freude und ist gut für Gesundheit und Natur.

Wer Jürgen Pompes Streuobstwiesen in Neufahrn in Niederbayern besucht, kommt sich ein wenig vor wie im Schlaraffenland für Obstliebhaber. Knapp 400 verschiedene Apfelsorten, 100 Birnenarten, 40 Quitten- und 20 Sauerkirschsorten gedeihen bei Pompe. Er arbeitet seit über 35 Jahren nebenbei als Pomologe und Imker. „Wenn du in dem Thema mal drin bist, ist es wie eine Sucht – die Vielfalt an Lebensmitteln, die wir hier bei uns daheim haben, ist einfach faszinierend“, sagt der studierte Maschinenbauer. 

 

Angefangen hat für ihn alles, als er die Imkerei seines Urgroßvaters beziehungsweise dann seines Großvaters übernommen hat. Damals kauft er auch noch ein Stück Land dazu und baut ein neues Bienenhaus. „Und da hab ich mich gefragt: Was mache ich jetzt noch mit einem Grundstück von zweieinhalbtausend Quadratmetern?“ 

 

Die Antwort seines damaligen Kreisfachberaters: „Pflanz doch Obstbäume darauf!“ Doch nur mit dem Pflanzen ist es für Pompe nicht getan. Er lässt sich von seinem Kreisfachberater in die Welt der alten Obstsorten einführen und ist begeistert. „Der hat mich überall hin mitgenommen und mir alles gezeigt. So bin ich dann zur Pomologie gekommen.“ Aus ein paar Obstbäumen werden schließlich ganze Streuobstwiesen. In seiner Freizeit fängt er an, Bücher über den Obstanbau zu lesen und besucht immer wieder Kurse bei namenhaften Pomologen – bis er selbst einer von ihnen wird. 

 

Als Pomologe ist Jürgen Pompe gewissermaßen inzwischen ein Sammler von alten Obstsorten – und ihr Bewahrer. Deswegen hat er auch so viele verschiedene auf seinen Wiesen. „Früher waren Pomologen diejenigen, die Sorten bestimmt und dokumentiert haben. Pomologen waren studierte Leute wie Pfarrer und Lehrer. In der heutigen Zeit beschäftigen wir uns auch damit, die positiven Eigenschaften alter Sorten hervorzuheben, aber auch die negativen. Mit dem Wissen beraten wir dann Leute, was sie wo anbauen können“, sagt Pompe.

 

Ihn stört es dabei auch gar nicht, dass Streuobst nicht perfekt aussieht – ganz im Gegenteil. „Sie werden ja meist nicht gespritzt oder zumindest nicht mit synthetischen Spritzmitteln. Deswegen sind sie optisch nicht so schön wie die aus dem Supermarkt. Dafür sind sie aber mehr oder weniger naturüberlassen. Auch vom Geschmack her sind die alten Obstsorten, die auf Streuobstwiesen angebaut werden, einfach besonders.“

 

Alte Obstsorten und Streuobstwiesen zu bewahren, darin sieht er für die Zukunft eine große Herausforderung. „Das Problem ist der Kapitalismus. Wenn ich kein Geld dafür bekomme, was ich an Arbeit in die Streuobstwiese stecke, höre ich auf.“ Unter anderem wegen der Kosten sei er froh, so Pompe, dass er sein Streuobst selbst verarbeiten und direktvermarkten könne. Denn gerade bei schlechter Ernte lohne es sich finanziell für viele nicht, das Streuobst zum Verarbeiter zu fahren und wieder zu holen. Auch die Ausbildung von Baumwarten müsse seiner Meinung nach mehr gefördert werden: „Die Bäume werden hundert Jahre alt, die müssen gut gepflegt werden.“

 

Trotz aller Herausforderungen, denen er sich als Pomologe immer wieder stellen muss, gibt es eine Sache, die ihm besonders am Herzen liegt, nämlich sein Wissen weiterzugeben und die Menschen für das Thema Streuobst zu begeistern. „Ich halt immer wieder Kurse und habe öfter Schulklassen oder Kindergärten da. Ich zeige den Kindern die Vielfalt vor Ort und lasse sie verschiedene alte Sorten probieren. Und wenn du siehst, wie ihnen da die Augen aufgehen und wie sie sagen, dass der Streuobst-Apfel ganz anders als der Supermarkt-Apfel schmeckt, dann ist für mich das das Schöne an meiner Arbeit.“

 

Pompes Tipps zur idealen Lagerung:

Die Lagerung ist heutzutage bei vielen ein Problem. Für Single-Haushalte, die einen großen Kühlschrank haben, empfehle ich, das Streuobst darin zu lagern.

 

Im ländlichen Raum, wo mehr Platz ist, kann man sie in eine Kiste packen und in die Garage stellen. Sobald es stärker friert, reicht es, eine Decke darüber zu werfen. Manche packen ihr Streuobst auch in Kellerschächte. Im Keller selbst ist oft das Problem, dass es da einfach zu warm ist.

 

Optimal wäre für Äpfel und Birnen zwei bis drei Grad. Lagern kann man sie aber auch bei sechs, sieben Grad noch.

Unsere 5 Fragen

ICH VERBINDE GENUSS MIT…

Genuss ist für mich alles, nicht nur essen. Genuss ist es für mich auch, wenn ich im Büro sitze und rausschaue, die Sonne scheint und ich seh die Bäume und die Vögel darin. Für mich ist Genuss, die ganze Umwelt positiv zu sehen.


MEINER BERUFUNG GEHE ICH NACH, WEIL…

mich die Materie sehr interessiert und das Wissen bewahren möchte.

DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN SEHE ICH AKTUELL,…

Ich hoffe, dass alles gut wird. Aber ich schaue schon mit Sorge in die Zukunft. Auch was auf einen als Pomologe und Obstbauer zukommt, weil man schon von den Großkonzernen zu stark beherrscht wird. Der Zukunftstraum wäre eigentlich, dass wir kleinen Obst- und Gemüsebauern unser Zeug gut regional verkaufen und davon leben können.


WENN ICH IN DIE ZUKUNFT BLICKE, DANN…

seh ich da zum einen die Lebensmittelverschwendung, vor allem über die Lebensmittelketten. Was mir da besonders weh tut, ist natürlich, wenn man ein Tier hält und aus dem Tier ein Lebensmittel macht und wenn’s eine Viertelstunde zu alt ist, schmeißt man es in den Müll. Das geht für mich gar nicht. Jeder sollte darüber nachdenken, ob er ein ganzes Schnitzel essen kann oder dann die Hälfte weggeworfen werden muss. Außerdem sollten Lebensmittel gut und nicht mit Chemie verarbeitet werden und dann auch zu 100 Prozent gegessen werden, damit auch nichts verschwendet wird.


MEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR EINEN NACHHALTIGEN LEBENSMITTELKONSUM LAUTET:

Dass ich mein Wissen an die folgenden Generationen weitergeben will, damit es nicht verloren geht. 

KONTAKT

Pomologe Jürgen Pompe| Winklsaß 74 | 84088 Neufahrn i.NB
Tel: 08773 678 | mosterei-pompe@t-online.de | https://www.mosterei-pompe.de/

REZEPTIDEEN

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